Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Peter Füssl · 26. Mär 2015 · CD-Tipp

Kendrick Lamar: To Pimp A Butterfly

Das neue Album des 27-jährigen Rap-Superstars aus Compton/L.A., der sich mit seinem Major-Debut „Good kid, m.A.A.d city“ vor zwei Jahren in die Top-Liga katapultierte, brach schon wenige Tage nach seinem überraschend vorverlegten Release-Termin Rekorde: es wurde beispielsweise innerhalb von 24 Stunden 9,6 Millionen mal auf Spotify gestreamt, und es gab dies und jenseits des Großen Teichs kein – noch so rap-fernes – Qualitätsmedium, das Kendrick Lamar nicht gewürdigt hätte.

Völlig zurecht, denn die 16 Titel erstrecken sich über rund 80 anfangs vielleicht etwas sperrig wirkende, weil musikalisch anspruchsvolle, bald aber äußerst reizvolle, stilistisch unglaublich vielschichtige und mit Samples, Zitaten und Anspielungen gespickte Minuten, die konzentriertes Zuhören erfordern und belohnen. Der wortmächtige Spoken-Word-Artist verfügt über ein eindrucksvolles Repertoire an Ausdrucksmitteln, um die intelligenten Botschaften mit Nachdruck zu transportieren. Diese kreisen um zwei Themenschwerpunkte: das sich kritische Selbsthinterfragen eines plötzlich zu Reichtum gekommenen Künstlers, der die tristen Verhältnisse seiner Hood längst hinter sich gelassen hat. Und – für die amerikanische Gesellschaft nach den traumatischen Ereignissen von Ferguson noch bedeutsamer – Rassendiskriminierung, Polizeiwillkür, Gewalt und den verlogenen Umgang damit, der sich nicht mehr aufrecht erhalten lässt und zu einer massiven Protestwelle unter den schwarzen US-Künstlern geführt hat. Kendrick Lamar macht sich zum Wortführer: Kraftvoll, schonungslos, wütend, intelligent, kreativ, experimentierfreudig. Titel wie „The Blacker The Berry“ oder das 12-minütige „Mortal Man“ sind Meilensteine des Genres, das mit Hilfe von Dr. Dre und Flying Lotus perfektionierte „To Pimp A Butterfly“ ist schon jetzt das Rap-Album des Jahres und noch viel mehr als das!

(Interscope/Universal)