Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Peter Füssl · 10. Feb 2016 · CD-Tipp

Kalle Kalima: High Noon

Dass dem finnischen Gitarristen Kalle Kalima Western-Klassiker und Country-Perlen bis hin zu Neil Young-Evergreens besonders liegen, hat er gemeinsam mit Alfred Vogel, Flo Götte und Christian Lillinger im genialen Quartett „Die Glorreichen Sieben“ schon höchst eindrucksvoll bewiesen. Überzeugte dieses Projekt nicht zuletzt auch, weil es so wild und ungestüm daherkam, so geht Kalima nun im Trio mit dem amerikanischen Routinier Greg Cohen am Kontrabass und dem jungen deutschen Drummer Max Andrzejewski den musikalischen Roadtripp etwas gelassener an.

Die 13 Stücke wirken wie aus einem Guss, obwohl so unterschiedliches Material wie Dimitri Tomkins’ 50er-Jahre Filmmelodien für „High Noon“, „The High and the Mighty“ und „The Alamo“, „Jääkärimarsi“ des finnischen Nationalkomponisten Jean Sibelius, Leonard Cohens „Hallelujah“, der Shadows-Hit „Man of Mystery“, ein klassischer Cowboy-Song wie „Little Joe the Wrangler“ oder die Country&Western-Evergreens „El Paso“ von Marty Robbins und „Ghost Riders in the Sky“ von Stan Jones zusammengemischt wird. Zwar hat das mitunter auch Biss und rumpelt wild darauf los, aber nicht selten lässt Kalle seine Gitarre höchst expressiv singen, schwelgt selig in Melodien oder zaubert atmosphärisch dichte Präriewölkchen. „Es ist auch die Wirkung, die Kraft von eigentlich Kitschigem, was mich interessiert hat,“ erklärt der für seine Experimentierfreude bekannte Wahlberliner, der immer genügend Ecken und Kanten in seine gewitzten Improvisationen hineinspielt, um letztlich doch noch jeglicher Kitschgefahr zu entgehen. Ein trotz der Vielzahl an musikalischen Einfällen durchaus unaufgeregtes, aber ausgesprochen lässiges Album, das bei weitem nicht nur – aber auch – am Lagerfeuer eine stimmungsvolle Soundkulisse abgibt. Bleibt nur zu hoffen, dass das groteske Cover von George Condo keine Käufer verschreckt.

(ACT)