Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Peter Füssl · 17. Nov 2014 · CD-Tipp

Jason Moran/All Rise: A Joyful Elegy For Fats Waller

Thomas „Fats“ Waller war in den 1920er und 30er Jahren sowohl als Stride-Pianist als auch als gewitzter Entertainer eine Ausnahmeerscheinung und schrieb ein paar hundert Kompositionen, nicht wenige davon mit Hit-Potential, ehe er 1943 im Alter von nur 39 Jahren starb. Ebenfalls 39 Jahre alt, aber zum Glück quicklebendig ist der texanische Pianist Jason Moran, der Fats Waller soeben mit einer ganz besonderen Hommage bedacht hat.

Denn Moran ist nach heutigen Verhältnissen wohl ebenso experimentierfreudig wie es Waller damals war, nur heißen seine Koordinaten halt nicht Stride Piano, Swing oder erstmals jazzmäßig verwendete Kirchenorgel, sondern Avantgarde-Jazz und Hip-Hop. Ob Moran mit seinen funkigen, manchmal mit Samples versetzten Bearbeitungen, bei denen Trompeter Leron Thomas, Posaunist Josh Roseman und Saxophonist Stephen Lehman sowie Charles Haynes an den Drums ordentlich Gas geben, tatsächlich wieder jemanden auf die Tanzfläche bringt, bleibt abzuwarten. Mindestens so spannend – und weniger in Gefahr, ins Geschmäcklerische abzudriften – sind jedenfalls die mit seinen „Bandwagon“-Kumpanen Tarus Mateen am Bass und Nasheet Waits an den Drums eingespielten Titel. Meshell Ndegeocello griff zwar nicht zu ihrem E-Bass, war aber neben „Blue Note“-Chef Don Was Koproduzentin und verlieh auch einigen Waller-Kompositionen ihre Stimme. Egal, ob Evergreens wie „Ain’t Misbehavin’“, „The Joint Is Jumpin’“, „Honeysuckle Rose“ oder der „Jitterbug Waltz“ etwas näher am Original interpretiert werden, oder nach allen Regeln des zeitgenössischen, mit R’n’B, Soul oder House versetzten Jazz arrangiert werden – das Ergebnis ist in der Tat über weite Strecken „joyful“.

(Blue Note/Universal)