Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Peter Füssl · 06. Jul 2015 · CD-Tipp

Jamie xx: In Colour

Der 26-jährige Londoner Jamie xx, bürgerlich Jamie Smith, genießt als Kopf und Elektroniktüftler des äußerst angesagten Trios „The xx“, als vielbeschäftigter DJ und als Produzent von Drake oder Alicia Keys und als Remixer für Adele, Florence + The Machine oder des letzten Gil Scott-Heron-Albums „I’m New Here“ höchstes Ansehen in der Musikwelt. Mit seinem Solo-Debut „In Colour“ will er nun offenbar weg vom durch Traurigkeit, Weltschmerz und Selbstzweifel geprägten „The xx“-Image und bekennt eindeutig Farbe in Richtung Lebensfreude, wenngleich sich über manchen Songs auch ein Anflug sanfter Melancholie zu legen scheint.

Die 11 Titel sind eine elektronische Reise durch die Londoner Club-Kultur der letzten dreißig Jahre – House, Jungle, Dubstep, Ambient, Garage, Drum’n’Bass, Breakbeats -, unglaublich bunt und voller rhythmischer Spannungen, wobei Jamie xx dem „The xx“-Erfolgsrezept treu bleibt: klare Strukturen und kluger Minimalismus statt überladenem Pomp. Kluge Samples und die Stimmen seiner „xx“-Mitstreiter Romy Madley Croft und Oliver Sim werden ebenso geschickt eingebaut wie Jamies Signatur-Instrument, die Steeldrum. Zusätzliche Abwechslung bringt der durch ein Sample der 1970er Jahre-a-cappella-Band „The Persuasions“ eingeleitete Dancehall-Hip Hop-Mix „I Know There’s Gonna Be (Good Times)“ mit dem US-Rapper Young Thug und dem Jamaikaner Popcaan als Gastinterpreten. Einzelne Songs auf „In Colour“ werden diesen Sommer zur Bevölkerung vieler Tanzböden beitragen, andere laden zum unbeschwerten Abhängen ein. Das ist weit mehr als eine Talentprobe des Musiknerds und Vinyl-Junkies, hier hat Jamie xx ein frühes Meisterwerk vorgelegt. Aber man wird sicher noch viel von ihm hören.

(Young Turks/Beggars)