Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Peter Füssl · 06. Apr 2015 · CD-Tipp

Ida Sand: Young At Heart

Im Pop-Business wird Neil Young relativ häufig gecovert, nun scheint er zunehmend in den Focus der Jazz-Szene zu rücken, man denke etwa an das experimentierfreudige Tribute-Album der „Glorreichen Sieben“ oder an die Young-Cover von „The Bad Plus“. Unter dem wortspielerischen Titel „Young At Heart“ demonstriert nun Schwedens souligste Jazzstimme Ida Sand ihren ganz persönlichen Zugang zu den sich gnadenlos in die Gehörgänge fressenden Melodien und poetischen Texten des zweifellos zu den größten Singersongwritern aller Zeiten zählenden Kanadiers.

Die überall mitschwingende Melancholie sieht Sand, die auch die Klaviertasten drückt, als zentrales Bindeglied zwischen sich und Young. Sie schafft aber auch wunderbar diesen einzigartigen Spagat zwischen zarter Zerbrechlichkeit und angriffiger Schroffheit, zwischen balladesker Verträumtheit und zupackender Grunge-Attitude. Musterbeispiele in dieser Hinsicht sind das rockig rumpelnde „Ohio“, das soulige „Old Man“, aber auch die total stimmige, einzige Nicht-Young-Komposition des Albums, Joni Mitchells „Woodstock“. Sands Ehemann Ola Gustafsson zählt mit seiner rockigen Gitarre zu den prägenden Produktivkräften des Unternehmens, ebenso wichtig sind die funkigen Keyboard-Klänge Jesper Nordenströms und die kraftvolle Rhythmusarbeit von Bassist Dan Berglund und Drummer Christer Jansson. Auch Ida Sand-Entdecker und Produzent Nils Landgren steuert Hörenswertes auf der Posaunen bei. Dieses liebevoll geschneiderte, rockverliebte Soul-Jazz-Outfit und Ida Sands samtig-raues, unter die Haut gehendes Organ lassen das Album zu einem wunderbaren Geburtstagsgeschenk zum heuer anstehenden 70er von Neil Young werden.

(ACT)