Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Peter Füssl · 03. Feb 2016 · CD-Tipp

Frank Woeste: Pocket Rhapsody

Beim äußerst gelungenen ACT-Debüt des 39-jährigen deutschen Pianisten fallen auf Anhieb die einfallsreichen Verschränkungen zwischen akustischen und elektronischen Sounds auf – Frank Woeste brilliert ja gleichermaßen auf dem Piano wie auf dem Fender-Rhodes.

Er hat in Paris studiert, wo er seit 20 Jahren lebt und sich vor allem durch seine Zusammenarbeit mit den renommierten Trompetern Médéric Collignon und Ibrahim Maalouf einen Namen gemacht hat. Letzterer trägt mit seinem exquisiten Spiel auf der Vierteltontrompete als Gast auf zwei Stücken weitere Klangfarben zum farbenprächtigen Soundspektrum bei, das für den begabten Komponisten und Arrangeur Woeste charakteristisch ist. Gitarrist Ben Monder verzaubert auf „Interlude“ zwar mit stimmungsvollen Klangwolken, fühlt sich aber hörbar auch in den meist kraftvoll vorantreibenden Kompositionen wohl. Im wandlungsfähigen Amerikaner Justin Brown, einem Langzeitweggefährten des Trompeters Ambrose Akinmusire, hat der Pianist den idealen Drummer gefunden. Woestes stilistisch vielfältigen, irgendwo zwischen Folklore imaginaire, kammermusikalischem Jazz und funkigen Grooves angesiedelten Kompositionen gewinnen durch Sarah Nemtanu an der Violine und Gregoire Korniluk am Cello noch zusätzlich an atmosphärischer Dichte. Eine durchwegs gelungene CD, mit dem ungemein abwechslungsreichen nahezu acht Minuten langen „Nouakchott“ als expressiven Höhepunkt, bei dem sich ein hart rockender Monder und ein mit orientalischen Melismen betörender Maalouf duellieren. Youn Sun Nah beweist auf „The Star Gazer“, dass sie zurecht zu den vielgepriesenen jungen Vokalistinnen zählt, und das seinen Titel absolut verdienende Abschlussstück „Melancholia“ verleitet zum sofortigen Drücken der Repeat-Taste.

(ACT)