Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Peter Füssl · 21. Aug 2014 · CD-Tipp

FKA Twigs: LP1

Die 26-jährige Engländerin Tahliah Barnett, besser bekannt als FKA Twigs, hat mit zwei EPs und millionenfach angeklickten Youtube-Videos bereits einiges Aufsehen erregt und ist nun mit ihrem lapidar mit „LP1“ betitelten Debut-Album endgültig zur neuen Stil-Ikone und zum Darling des Musik-Feuilletons aufgestiegen. Wie von einem anderen Stern erscheint die in jeglicher Hinsicht perfekt durchgestylte in London lebende und sich gerne als extraterrestrische Sexgöttin präsentierende Tochter eines Jamaikaners und einer Spanierin – und genauso klingt sie auch.

Am ehesten fallen einem vielleicht James Blake oder Björk ein, wenn man nach Vergleichsmomenten für den extrem eigenwilligen, experimentierfreudigen Sound von FKA Twigs sucht, der sich irgendwo im bislang noch unbesiedelten Spannungsfeld von futuristischem R’n’B, Post-Dubstep und TripHop bewegt. Hier wird nicht auf Opulenz gesetzt, sondern auf Reduktion. Mitunter schleppende und stolpernde elektronische Beats, wummernde Sub-Bässe, flirrende E-Gitarrenschnipsel und verstörende Synthie-Fragmente verzahnen sich zu einem spannungsgeladenen Background für Twigs hohe, manchmal glockenklare, dann wieder effektvoll brechende, oftmals auch durch diverse Effektgeräte gejagte Stimme, mit der sie ein eiskaltes Feuer entfacht. Manchmal verdichten sich die schleppenden Grooves und der sehnsuchtsvolle, betörende Gesang zu kurzen Erinnerungen an leichter zu Konsumierendes, ehe sie im magischen Soundlabor wieder durcheinandergeschüttelt werden. So unterschiedliche Produzenten wie der mit Kayne West verbandelte Arca und Paul Epworth, der unter anderem mit Coldplay, Bruno Mars, Adele und Lana del Rey gearbeitet hat, durften noch ein bisschen Hand anlegen, man darf aber gespannt sein, wie massentauglich das exzentrische Kreativitätsbündel FKA Twigs sein wird. Zumindest die „Vogue“ liegt ihr auch schon zu Füßen.
(Young Turks/Beggars)