Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Peter Füssl · 24. Apr 2018 · CD-Tipp

Elina Duni: Partir

Nach Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit in Quartettbesetzung an einer Soloproduktion zu arbeiten, sei wie der Rückzug in ein Kloster gewesen, erklärt Elina Duni: „Es ist eine wirklich metaphysische Erfahrung und man beginnt mehr über seine inneren Ressourcen herauszufinden.“ In der Tat erreicht die außergewöhnliche Vokalkunst der aus Tirana stammenden und in der Schweiz aufgewachsenen und lebenden 37-jährigen Sängerin auf ihrem ersten Soloalbum „Partir“ einen neuen Grad an Intimität und Intensität.

Sich selbst auf angenehm reduzierte, aber äußerst effektive Weise an Klavier, Gitarre und Rahmentrommel begleitend, bringt sie ihre unglaublich expressive Stimme voll zur Geltung – wem das nicht zu Herzen geht, der hat keines. Zumal der durch die zwölf Titel führende thematische rote Faden ein universeller ist: Abschiednehmen, gezwungenermaßen und mit Trennungsschmerz und nagender Ungewissheit verbunden, aber vielleicht auch mit noch vagen Hoffnungen und Aussicht auf einen Neubeginn. Elina Duni verleiht diesen vielfältigen und zwiespältigen Gefühlswelten mit großem Einfühlungsvermögen Ausdruck – sehnsuchtsvoll und intensiv, zutiefst ehrlich und absolut frei von jeglicher Gefühlsduselei oder falschem Pathos. Sie tut dies auf Albanisch, Deutsch, Französisch, Englisch, Italienisch, Portugiesisch, Armenisch, Jiddisch und Arabisch, was die buchstäbliche Grenzenlosigkeit der Thematik noch deutlicher macht. Jacques Brels Klassiker „Je Ne Sais Pas“, den 70-er-Jahre Hit „Amara Terra Mia“ des italienischen Cantautore Domenico Modugno oder das von der portugiesischen Fado-Königin Amália Rodrigues bekannt gemachte „Meu Amor“ verinnerlicht Elina Duni und lässt sie ebenso zu ihrem ganz Eigenen werden, wie auch die Traditionals unterschiedlichster Herkunft. Die Gefühle um Trennung, Flucht und Exil kennt Elina Duni natürlich auch aus ihrer eigenen Biographie und vermag diese wohl auch deshalb besonders authentisch zu artikulieren. Aber auch der Wunsch nach Solidarität angesichts der Flüchtlingswelle, so die Sängerin, habe atmosphärisch in diesem wundervollen, von Manfred Eicher in Südfrankreich produzierten Album seinen Niederschlag gefunden. Schöner kann Abschied nicht sein! (ECM/www.lotursrecords.at)

Konzert-Tipp: Elina Duni gastiert am 11.5. im „Moods“ in Zürich.