Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Peter Füssl · 16. Jän 2017 · CD-Tipp

E.S.T. Symphony

Als der schwedische Pianist Esbjörn Svensson 2008 bei einem tragischen Tauchunfall ums Leben kam, genoss sein Trio mit dem Bassisten Dan Berglund und dem Schlagzeuger Magnus Öström längst Kultstatus und erfreute sich eines Maßes an Popularität, das Jazz-Bands äußerst selten erreichen. Denn auch die Pop-Fans fanden Gefallen an diesen wunderschönen, leicht ins Ohr gehenden lyrischen Piano-Melodien, die sich mit experimentelleren Passagen auf ideale Weise zusammenfügten und die Zuhörer mit sich rissen, wenn sie sich dynamisch zu gewaltigen Soundorkanen auftürmten. Emotionale Wechselbäder für musikalische Feinspitze aus allen Lagern.

Berglund und Öström sind seit einigen Jahren gemeinsam mit dem ehemaligen e.s.t.-Agenten Burkhard Hopper die treibenden Kräfte hinter dem Projekt E.S.T. Symphony, das nun mit dem Royal Stockholm Philharmonic Orchestra und exquisiten skandinavischen Solisten aufgenommen wurde. Saxophonist Marius Neset, Trompeter Verneri Pohjola und der von Dan Berglunds phantastischer neuer Band Tonbruket her bekannte Pedal-Steel-Gitarrist Johan Lindström sorgen mit den ehemaligen e.s.t.-Mitgliedern und dem finnischen Pianisten Iiro Rantala, der auf vortreffliche Weise an Esbjörn Svensson erinnert, ohne ihn jemals auch nur im Entferntesten zu imitieren, für hervorragende Soli. Der eigentliche Star des Projekts ist aber der schwedische Arrangeur, Dirigent und persönliche Freund des verstorbenen Pianisten, Hans Ek, der die pulsierende Melancholie und die raffinierte Einfachheit der Svensson-Kompositionen mit unglaublicher Sensibilität und großem Ideenreichtum in eine bunt schillernde und zutiefst bewegende Orchestersprache transferiert hat. Das sind nicht nur Orchesterfassungen von Jazz-Trio-Stücken, sondern wohl durchdachte, eigenständige Kunstwerke – und vielleicht eine besonders stimmige Hommage an Esbjörn Svensson, weil der von Jazz und Klassik gleichermaßen beeinflusste Pianist in den letzten fünf Jahren seines Lebens auch schon an Orchestrierungen seiner Stücke gearbeitet hatte.

(ACT)