Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 24. Aug 2016 · CD-Tipp

David Helbock Trio: Into The Mystic

Es ist nur logisch, dass der Koblacher David Helbock den Weg zu einem der renommiertesten europäischen Jazzlabels gefunden hat. Wer seinen Werdegang von jung auf mitverfolgt hat, weiß, dass ein solch perfektes Zusammenspiel von intellektueller Durchdringung und technischer Fingerfertigkeit, von unerschöpflicher Wissbegierde und stets spürbarer Spielfreude Seltenheitswert genießt.

Helbocks bewundernswerte Kopfarbeit bleibt nie im Konzeptuellen stecken, sondern findet stets eine ebenso erstaunliche Fortsetzung und Vollendung auf den Tasten oder in den Saiten des Klaviers. Selbst wenn man seine Konzepte und die Noten im Vorhinein schon kennt, ist man immer wieder verblüfft, mit welch quirligem Einfallsreichtum, mit welch mitreißendem Enthusiasmus sie dann zu Gehör gebracht werden. Auf seinem ACT-Debut setzt sich der mittlerweile 32-jährige Pianist, der sich schon vor Jahren vom Buch „Die Kraft der Mythen“ des amerikanischen Mythenforschers Joseph Campbell begeistern ließ, mit dem Thema „Mythos“ auseinander. „Mystik ist für mich immer ein ‚Berührt-Werden’ im Inneren. Aber ein geheimnisvolles Berührt-Werden, das den Intellekt und sogar das Gefühl oft übersteigt. Und diese innere Welt im Außen dargestellt – das ist vielleicht der Mythos.“ Auch Musik könne einen auf eine mystische, geheimnisvolle Art berühren, erklärt Helbock, der „nach den letzten Alben mit vielen Noten“ immer mehr den Wunsch verspürte, etwas Ruhigeres zu produzieren. So hat die neue CD über weite Strecken etwas Verträumtes, Romantisches an sich, was aber gerade durch das kontrastreiche Nebeneinander mit höchst Impulsivem und Dramatischem einen ganz besonderen Reiz entwickelt. Helbocks Eigenkompositionen „Eros“ und „The Soul“ sind sehr eindrucksvolle Beispiele dafür. Auch sein Bestreben, das Klangfarbenspektrum des Instruments durch Präparation der Saiten und den beherzten Griff ins Innenleben des Klaviers zu erweitern, fördert spannende Soundelemente zutage, etwa im mit dezenter Elektronik aufgefetteten Titelsong „Into The Mystic“. Raphael Preuschl, der auf der Bassukulele die Rolle des Tieftöners übernimmt und mit „Louverture“ auch eine sich ins Gesamtkonzept stimmig einfügende Komposition beisteuert, und Drummer Reinhold Schmölzer agieren in den versonnenen Stücken ebenso als kompetente Partner wie in quirligen Up-Tempo-Nummern à la „Mother Earth“ oder „Masks“.  Wie ein roter Faden ziehen sich das dreiteilige „Exodus To Star Wars“ und das „Star Wars Theme“, von Ernest Gold und John Williams für die Kultfilme von George Lucas geschrieben, durch die Produktion – ganz großes Gefühlskino! Zum Abschluss weist das unglaublich ruhige „The World Needs More Heroes“ darauf hin, dass Heldentum nicht unbedingt mit Action und überschäumender Dramatik verbunden sein muss. In den Worten David Helbocks: „Ein Held ist immer jemand, der seiner Intuition folgt. Die ganzen Raumschiffe und Laserschwerter nützen alle nichts, denn es braucht jemanden, der es schafft, in sich die ‚helle Seite der Macht’ zu kultivieren.“ So, wie er am Piano. (ACT)

Konzert-Tipp: David Helbock Trio, CD-Präsentation am Spielboden Dornbirn, Fr 23.9., 20.30 Uhr – www.spielboden.at
I
n der September-Ausgabe der KULTUR-Zeitschrift finden Sie ein ausführliches Interview mit David Helbock.