Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Peter Füssl · 12. Jun 2017 · CD-Tipp

Chick Corea: The Musician

Am 12. Juni feiert mit Armando Anthony „Chick” Corea eine der zentralen Lichtgestalten des zeitgenössischen Jazz ihren 76. Geburtstag, wobei Corea in künstlerischer Hinsicht schon anlässlich seines Siebzigers in ganz großem Stil jubilierte – mit zehn Bands und 46 ausverkauften Konzerten im New Yorker Blue Note-Club. Die Highlights dieser Abende liegen nun in einem 3 CD-Set (für wahre Fans in einer special edition um eine Blu-Ray erweitert) vor und ergeben einen schönen Überblick über einige der wichtigsten Stationen im Schaffen dieses unter anderem mit 22 Grammys dekorierten Komponisten und Ausnahmepianisten.

Insgesamt vier Stunden Musik, die die ganze stilistische Bandbreite Coreas aufzeigen und ein Wiederhören mit einer Unmenge an renommierten Stars und vielen bekannten Titeln bringen. Etwa die in den 1970-er Jahren Furore machenden, vielfach umbesetzten Fusion-Pioniere Return to Forever waren durch Stanley, Lenny White und Frank Gambale vertreten und präsentierten Meilensteine wie „Captain Marvel“ (ursprünglich von Corea für Stan Getz komponiert) und „Light as a Feather“ in Unplugged-Versionen. Auch in der „Five Peace Band“ mit John McLaughlin, Kenny Garrett, John Patitucci und Brian Blade ging, wie man sich unschwer vorstellen kann, ordentlich die Post ab. Chick Corea genießt bekanntlich auch einen hervorragenden Ruf als Duo-Partner, im Blue Note-Club gab es Begegnungen mit Bobby McFerrin, Marcus Roberts und Herbie Hancock, den Abend mit Vibraphonist Gary Burton fettete man mit dem Harlem String Quartet zusätzlich auf. In den 1980/90-er Jahren war die Chick Corea Elektric Band bei Fusion Fans höchst angesagt, sie wurde durch Gambale, Patitucci, Eric Marienthal und Dave Weckl zu neuem Leben erweckt. Mit dem Projekt „From Miles“ erinnert Chick Corea schließlich an jenen Jazzmusiker, der ihn selbst am meisten beeinflusst hat. Gemeinsam mit Trompeter Wallace Roney, Saxophonist Gary Bartz, Bassist Eddie Gomez und Jack DeJohnette an den Drums wurde über Wayne Shorters „Nefertiti“ und ganze 22 Minuten lang über den von Miles Davis zum Jazz-Standard erhobenen Musical-Song „If I Were a Bell“ improvisiert. Manches wurde ausgespart, etwa Coreas Free Jazz-Periode, manches erscheint nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit, aber in seiner Fülle ergibt dieser Dreierpack freilich ein eindrucksvolles Bild dieses Jazz-Innovators und Fusion-Pioniers. Der ließ es übrigens 2016 zu seinem 75-er noch mehr krachen: Fünfzehn Bands und mehr als 50 Musiker gastierten siebeneinhalb Wochen im Blue Note, unter anderem ein elektrifiziertes Line-up von Return to Forever, ein Miles Davis-Tribut mit Mike Stern und Marcus Miller oder das Trondheim Jazz Orchestra aus Norwegen. Ob die Fans auf die Mitschnitte dieser Riesen-Jazz-Verdichtung auch wieder fünf Jahre warten müssen?

(Stretch Records/Concord/Universal)