Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Peter Füssl · 17. Aug 2015 · CD-Tipp

Charlie Haden/Gonzalo Rubalcaba: Tokyo Adagio

Der vor einem Jahr verstorbene Kontrabassist Charlie Haden, der zu den einflussreichsten und vielseitigsten Musikerpersönlichkeiten des zeitgenössischen Jazz zählt, hat ein außergewöhnlich reichhaltiges und stilistisch vielschichtiges Oeuvre hinterlassen, in dem auch Duo-Aufnahmen eine nicht unwesentliche Rolle spielen. Bevorzugte Partner waren unter anderem Pat Metheny, Kenny Barron, Keith Jarrett, Jim Hall, Egberto Gismonti oder Hank Jones.

Zu den von Haden favorisierten Pianisten zählte auch der eine Generation jüngere Kubaner Gonzalo Rubalcaba, den er 1983 auf einem Festival in Havanna kennenlernte und mit dem er sieben Produktionen einspielte. 2005 muss die Chemie zwischen diesen beiden exzellenten Musikern wohl besonders gut gestimmt haben, denn die aus den Mitschnitten von vier Duo-Konzerten im Tokioter Blue Note Club ausgewählten sechs Titel auf „Tokyo Adagio“ sind zeitlos schöne, geist- und seelenvolle Paradebeispiele musikalischer Dialogführung. Hier hört man mit großen Ohren aufeinander, inspiriert und lässt sich inspirieren, man stellt sich rückhaltlos in den Dienst der gemeinsamen Sache und jegliche Eitelkeit hintan. Alle diese Stücke hat Charlie Haden mit hervorragenden, prominent besetzten Formationen bereits auf Platte verewigt, im Duo mit Gonzalo Rubalcaba entwickeln sie aber einen ganz eigenen Reiz und Charme. Der ideale Soundtrack zum niveauvollen Ausspannen – nicht nur für „Adagio“-Typen. Denn so bezeichnete sich Charlie Haden selber, und hier hat er sich als solchen mit Rubalcabas Hilfe genussvoll verewigt.

(Impulse!/Universal)