Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Peter Füssl · 02. Mär 2016 · CD-Tipp

Bill Frisell: When You Wish Upon A Star

Wo Frisell draufsteht, ist auch Frisell drin – egal, ob er sich wie in seinem erfolgreichen letzten Album „Guitar in the Space Age!“ Songs von Pete Seeger, Brian Wilson, Duane Eddy oder Ray Davies annimmt, oder wie nun aktuell berühmten Melodien aus Film und Fernsehen.

Das Titelstück „When You Wish Upon A Star“ stammt aus Walt Disneys „Pinocchio“-Verfilmung von 1940, und auch zum bald sechzig Jahre alten „Bonanza“-Titel-Song mit seiner grandiosen Twang-Gitarre lässt es sich noch fröhlich auf dem Schaukelpferd wippen. Frisell hat aber auch weit Härteres und vor allem Stimmungsvolleres auf Lager – von Elmer Bernsteins Filmmusik für Harper Lees „Wer die Nachtigall stört“, über Bernard Hermanns „Psycho“-Soundtrack, zu Ennio Morricones Titelstück für Sergio Leones „Spiel mir das Lied vom Tod“. Drei der unsterblichen Melodien sind als kleine Mini-Suiten arrangiert. Stets bleibt Frisell – oberflächlich betrachtet – nah am Original, wenn man sich aber auf die musikalische Feinarbeit konzentriert, offenbart sich ein Universum an kreativen Einfällen. Ob unglaublich lässige Grooves, hochdramatisch Spannungsgeladenes oder versponnen Psychedelisches – Bratschist Eyvind Kang, Bassist Thomas Morgan und Drummer Rudy Royston wissen sich, wie Frisell, stets gekonnt in Szene zu setzen und zum perfekt inszenierten Soundtrack-Feeling beizutragen. Auch Petra Haden, mit der er schon vor zehn Jahren neben dem Titelsong auch Henry Mancinis „Moon River“ im Duo aufgenommen hat, fügt sich perfekt ins Ensemble ein, egal ob sie ihre klare Stimme traditionell oder instrumental, etwa unisono mit der Bratsche, einsetzt. Selbst „Tales From The Far Side“, die einzige Frisell-Eigenkomposition dieses Albums, lässt auch gleich einen Film im Kopf entstehen – einen dunkeln, geheimnisvollen, verstörenden, denn hier lässt der Saitenstar seine Gitarre jenseits aller ästhetischen Feinheiten kurz auch mal richtig aufjaulen. Ein tolles Album – auch für Film-Freaks!

(OKeh/Sony)