Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Peter Füssl · 21. Mai 2018 · CD-Tipp

Bettye LaVette: Things Have Changed

Vielleicht waren es ja die unzähligen Ups and downs und die damit verbundenen emotionalen Achterbahnfahrten in der fünfeinhalb Jahrzehnte währenden Karriere der aus Detroit stammenden Soul-Diva, die der unverwechselbaren Stimme der heute 72-jährigen Bettye LaVette Ausdruckskraft, Intensität und Tiefe verliehen haben. Nach frühen 60-er-Jahre-Hits und Tourneen mit Otis Redding, Marvin Gaye oder James Brown blieb sie mit ihren Longplayern erfolglos, verschwand in der Versenkung und schaffte erst um das Jahr 2000 mit Hilfe eines französischen Fans und Labelbetreibers ein Comeback, das unter anderem in von Joe Henry oder Craig Street produzierten und grammy-nominierten Alben gipfelte.

Mit ihrer rauen, emotionsgeladenen Reibeisen-Soulstimme coverte LaVette mittlerweile schon höchst erfolgreich Songs von The Who, den Stones oder Led Zeppelin, wobei sie dabei mit einem derartigen Selbstbewusstsein und Gestaltungswillen zur Sache geht, dass es sich eigentlich nicht um Covers, sondern um Neuinterpretationen handelt, da sie aus den vertrauten Originalen oft verblüffende Aspekte hervorzaubert. So treibt LaVette es nun auch mit den 12 Bob Dylan-Songs, wobei neben den Evergreens „It Ain’t Me Babe“ und „The Times They Are A-Changin‘“ und dem Golden Globe- und Oscar-prämierten Titelsong „Things Have Changed“ vor allem weniger Bekanntes des Großmeisters zu finden ist. Produzent Steve Jordan, einst Drummer in Dylans Band, holte den langjährigen Dylan-Gitarristen Larry Campbell, den vielbeschäftigten Bassisten Pino Palladino und Keyboarder Leon Pendarvis an Bord und bewies ein sicheres Händchen darin, die großartige Vokalistin mit unverschnörkelten, kraftvollen und geschmackssicheren Arrangements ins Rampenlicht zu stellen. Keith Richards und Posaunist Trombone Shorty steuern auf jeweils einem Titel nicht nur publicityträchtige, sondern auch perfekt passende musikalische Sahnehäubchen bei. An dieser wundervollen Hommage von Bettye LaVette wird wohl nicht einmal His Bobness etwas herumzumäkeln haben!

(Verve/Universal)