Avishai Cohen Trio: From Darkness
Der Albumtitel „From Darkness“ ließe sich mit „To Light“ ergänzen, denn Avishai Cohen komponiert zwar vorwiegend in Moll, letztlich schöpft sein neues Trio-Album – das erste seit dem epochalen, hunderttausendmal verkauften 2008er Erfolg „Gently Disturbed“ – den besonderen Reiz aus Gegensätzen: Kraftvolle Up-Tempo-Nummern und zarte Balladen, rhythmische Raffinessen und melodische Spitzfindigkeiten, punktgenau Komponiertes und nahtlose Improvisationen dazu.
Da der Bassist alles am Piano komponiert, als Vorbilder nennt er vor allem Bach, aber auch Mozart, Beethoven, Brahms oder Chopin, driftet das Projekt trotz seiner enormen Fähigkeiten am Kontra- und E-Bass stark in Richtung Piano-Trio-Jazz, wo es aufgrund der Aufsehen erregenden Fingerfertigkeit des hochdynamischen jungen Pianisten Nitai Hershkovits aus Tel Aviv aber ohnehin bestens aufgehoben ist. Die beiden sind ja bereits hervorragend aufeinander eingespielt und haben mit dem 2012er Duo-Album „Duende“ Kritiker und Publikum gleichermaßen begeistert. Neu dazugekommen ist der junge israelische Drummer Daniel Dor, dem es gleich leicht fällt, rockig die Muskeln spielen zu lassen wie höchst Sensibles beizusteuern. Die Chemie zwischen den Dreien passt absolut perfekt, und das live im Studio eingespielte Album profitiert hörbar von den ausgiebigen Tournee-Erfahrungen des Trios. Stücke wie „Ballad for an Unborn“, „From Darkness“, „Halelyah“ oder „Lost Tribe“ gehören zum Besten, was Aivshai Cohen bislang geschrieben hat, und das mag etwas heißen, denn der in der Band von Chick Corea bekannt gewordene Bassist bewegt sich generell auf enorm hohem Niveau. Charlie Chaplins Klassiker „Smile“ ist die einzige Fremdkomposition des Albums und entlässt den Hörer mit seinen vergleichsweise lichten Dur-Akkorden beschwingt aus einem gut 40-minütigen Hörvergnügen.
(RAZDAZ Records)
