Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Peter Füssl · 19. Mär 2018 · CD-Tipp

Andy Sheppard Quartet: Romaria

Die einzige Fremdkomposition des Albums, das vom Renato Teixeira komponierte und von der früh verstorbenen Sängerin Elis Regina Ende der 1970er-Jahre zu einem Evergreen der Música Popular Brasileira gemachte Titelstück "Romaria", passe zu seinem Umzug nach Portugal, erklärt der englische Saxophonist Andy Sheppard, dem Land der Sonne und der Saudade. In der Tat liefert dieses mit sehnsuchtsvoller Melancholie und schmerzlicher Schönheit getränkte Lebensgefühl den Grundton für diese exzellente Produktion.

Es ist als eine Art Fortsetzung des vor drei Jahren erschienenen, eine wundervolle Ruhe ausstrahlenden Albums „Surrounded by Sea“ gedacht, das Sheppard ebenfalls mit dem französischen Kontrabassisten Michel Benita, dem schottischen Drummer Seb Rochford und dem norwegischen Gitarristen und Electroniczauberer Eivind Aarset herausbrachte. Sheppard weiß das Talent seiner Compadres für wunderschöne Stimmungsbilder und expressive Balladen sehr effizient zu nützen – Benitas warmen Bass als Erdung, Rochfords minimalistische, mit viel Besen und Cymbals gefärbte und sanft hingetupfte, aber dennoch effektvolle Rhythmen und Aarsets verträumte Soundtüfteleien. Natürlich können sie aber auch ganz anders: „Thirteen“ etwa hat etwas gnadenlos Treibendes, „They Came From The North“ setzt von der Dynamik her fast schon rockige Akzente, und das irgendwie verspielt wirkende, von Rochefords federnden Rhythmen vorangetriebene „All Becomes Again“ eröffnet freiere Spielräume. „With Every Flower That Falls“ ist Teil eines Auftragswerks für das Bristol International Jazz Festival und diente als Soundtrack für eine Liebesszene in Fritz Langs Filmklassiker „Metropolis“ – entsprechend stimmungsvoll hört sich das zwischen balladesker Inbrunst und zarten Lautmalereien angelegte Stück an. Als musikalische Klammer dient die als Opener und als Finale in zwei Teile aufgeteilte, sich langsam vorantastend zu voller Pracht entwickelnde Ballade „Forever And A Day“. Andy Sheppards strahlend warmer, unter die Haut gehender Ton sorgt – nicht nur hier - fern jeglichen Kitschalarms für ganz großes Wohlbefinden.

(ECM/www.lotusrecords.at)