Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Karlheinz Pichler · 20. Nov 2014 · Ausstellung

Zeitgemäße Versuche der Bilderweiterung - „Neu Gierig“ in der Feldkircher Galerie Feurstein

Die Feldkircher Galerie Feurstein gibt unter dem Titel „Neu Gierig“ derzeit einen Einblick in das aktuelle Schaffen der KünstlerInnen der Galerie und deren Versuche, an der Bilderweiterung zu arbeiten. Insgesamt sind 18 Positionen mit neuen Werken in der Ausstellung vertreten, deren Titel durchaus zweideutig aufgefasst werden kann.

Unter dem Ausstellungstitel soll laut Galerist Günter Feurstein zum Beispiel die positive Kraft der „Neugierde“ angesprochen sein, die notwendig sei, um ständig Neues zu schaffen. Die Neugierde treibe den Menschen voran, sei die Voraussetzung für jede Art von Innovation. Erlischt die Neugierde, so bedeutet dies Stillstand. Das gelte erst recht auch für die Kunst. Aber auch die Gier steckt in diesem Titel. Das Unersättliche, nie Zufriedene. Der Wunsch nach ständiger Konsumation. Nach einer neuen Flut an Bildern.

Der 1980 in Chur geborene und heute in Luzern lebende und arbeitende Künstler Sven Egert beispielsweise ist in dieser Gruppenschau mit sogenannten „plastic karma paintings“ präsent. Dabei handelt es sich um mit Kunststoff-Fußmatten unterlegte und in Objektrahmen eingebaute bemalte Glasoberflächen, welche eine starke Raumpräsenz aussenden.

Image Archeology


Wolfgang Bender nennt seine neuen Arbeiten „Image Archeology“. Damit handelt es sich um eine Fortsetzung früherer Arbeiten, die als „Rubbelbilder“ bekannt geworden sind. Dabei werden Fotografien mit mehreren Farbschichten überlagert, die der Betrachter dann herunterrubbeln kann, wodurch das Bild teilweise oder ganz wieder freigelegt werden kann. Zwischenzeitlich hat Bender die Art, in der er arbeitet, in entscheidenden Punkten weiterentwickelt und der Terminus „rubbeln“ ist sehr unscharf geworden. Beispielsweise verwendet er jetzt eine Farbe, die er zusammen mit einem Chemiker entwickelt hat und die er mit WBS91 bezeichnet, was soviel wie "Wolfgang Bender Silber 91" bedeutet. Diese Farbe wird dabei nicht nur oft in vielen Schichten aufgetragen, sondern auch in unterschiedlicher Konsistenz. Je nach Konzept ergibt sich dadurch von vornherein eine unterschiedliche Haptik. Im weiteren Verlauf werden die Farbschichten dann wieder abgetragen, abgeschürft oder auch mit unendlich kleinen Werkzeugen "unter-zeichnet", wie der Künstler wissen lässt. Bender: „Durch meine Behandlung eines im Prinzip einfachen Tatbestands, und um einen solchen handelt es sich bei der Technik des Ablichtens immer, wird das Medium in, oder sollte ich sagen zwischen dem ich arbeite, um eine gehörige Portion komplexer. In Annäherung an die Idee des Freilegens eines schon Vorhandenen (in diesem Fall der Fotografie) nenne ich meine Arbeitsweis ‚image archeology’. Viele meiner Themen behandeln eine schon ge-oder erlebte Welt: leere Bierdosen, alte Schuhe, abgelegte Kleider, leere Gläser....  Für mich hat dieser zweite Blick, der immer ein gebrochener ist, aber um vieles mehr an Schärfe.“

Die in Stuttgart lebende und arbeitende Künstlerin Edda Jachens wiederum zeigt Arbeiten auf Büttenpapier, deren Komposition aus Gitterstrukturen aufgebaut ist, die gegeneinander verschoben sind und sich kreuzen. Es sind Farbstiftzeichnungen, die mittels eines breiten Pinsels mit Paraffin beschichtet sind. Dabei ist die Wachsschicht, die das Bildinnere schützt und den Betrachterblick in Zwischenräume führt, durch die weiche Konsistenz ihrer Oberfläche selbst ungeschützt. Die Gefährdung des Bildraums als Schutzraum bleibt somit stets präsent.

Von der Dornbirner Kunstschaffenden Carmen Pfanner sind neue Tuscharbeiten auf Kunststoff und Textil zu sehen, die formal die Körperstrukturen von Käfern zum Ausgangspunkt haben.

Farbe und Materialität


Bei Thomas Dyle dreht sich alles um die Farbe. Auf mattierten Plexiglasplatten schichtet und verdichtet der 1957 in München geborene Künstler die Farbe in hauchdünnen Lasuren zu Farbräumen. Wobei der Auftrag einer vorgegebenen mathematischen Kompositionsstruktur folgt, welche in ihrer Offenheit genügend Spielraum läßt, um an dem Farbraum nach künstlerischem Belieben zu “improvisieren”. Je nach Lichteinfall ist die Wahrnehmung der Bilder einer Veränderung unterworfen.

Manfred Egender knüpft mit seinem Beitrag an seine in den 1990er-Jahren geprobte Methodik an, den Bildrahmen in das Gemälde miteinzubeziehen. Seine folienartigen Bildträger sind rollenförmig nach außen gewölbt und ziehen das Wandgemälde sozusagen in die Dreidimensionalität. Inhalte haben hier keine Bedeutung. Das Schaffen Egenders dreht sich um das Experimentieren mit Form und Farbe auf durchlässigem Untergrund und um die Erweiterung des Bildbegriffs.

Ergänzend zur Ausstellung „Neu Gierig“ hat die Galerie auch eine limitierte Serie von jeweils vier „Leuchtkühen“ aus Papiermachee in den Farben Rot, Grün und Blau der dänisch-österreichischen Künstlerin May-Britt Nyberg Chromy aufgelegt.

 

Neu Gierig:
Wolfgang Bender, Nicholas Bodde, Thomas Dyle,
Manfred Egender, Sven Egert, Thierry Feuz,
Christoph und Markus Getzner, Edda Jochens,
Rosa M. Hessling, Ben Hübsch,
Carmen Pfanner, Frank Piasta, Otto Reitsperger,
Rita Rohling, Dirk Salz, Christian Stock,
Karl-Heinz Ströhle, Gaby Terhuven

bis 20.12.2014
Di, Mi, Do, Fr 14-18, Sa 11-14 u. n. Vereinbarung 

Galerie Feurstein, Feldkirch
www.galeriefeurstein.at