Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Karlheinz Pichler · 23. Jul 2018 · Ausstellung

Zeichensetzungen in Stein, Form und Farbe – Herbert Meusburger im Vorarlberg Museum

Im Rahmen seiner diesjährigen Sommerausstellung gibt das Vorarlberg Museum anhand erlesener Werke aus den vergangenen 30 Jahren einen beispielhaften Einblick in die bildhauerische Entwicklung des aus Bizau stammenden Künstlers Herbert Meusburger. Neben einem monumentalen Findling (Gletscherschliff) und einer tonnenschweren Stele aus den 1990-er Jahren reicht das Spektrum bis zu neueren Granitformationen, einer Würfelskultur und zu einer eigens für das Vorarlberg Museum entwickelten „Behausung“ für bedrohte heimische Pflanzenarten. Ergänzt werden die plastischen Arbeiten durch eine Auswahl von Gemälden aus den vergangenen fünf Jahren.

Der österreichische Bildhauer Herbert Meusburger, Jahrgang 1953, ist seit über 35 Jahren dem Material Stein verhaftet. In der Regel zerlegt er mächtige Granitblöcke in balkenartige Einzelteile und fügt diese mit Hilfe von Verbindungstechniken, die an den alpinen Blockhüttenbau erinnern, zu architekonischen Gebilden zusammen. Mit Arbeitstechniken wie etwa Aufrauhen und Glätten sowie Abspalten und Zusammenfügen setzt der Künstler auch inhaltliche Zeichen zur Zeit, ganz im Sinne von „Trennen & Verbinden“.

Zentraler Ausgangspunkt der aktuellen Werkschau im Vorarlberg Museum stellt die monumentale, aus 38 Teilen bestehende Skulptur aus afrikanischem Granit „Leben leben lassen“ im lichtdurchfluteten Atrium des Hauses dar. 16 horizontale und 22 vertikale Steinelemente sind hier zaunartig so miteinander verflochten, dass sie eine acht Quadratmeter große rechteckige Grundfläche umschließen, in der Hochmoorpflanzen aus dem Bregenzerwald wachsen. Die solcherart konstruierte skulpturale „Behausung“ für bedrohte Pflanzen ist ein Verweis auf die zunehmende Zurückdrängung der Biodiversität unserer Natur. Dass immer mehr Pflanzen verschwinden, dass farbenprächtige Blumenwiesen seltener werden, schreibt der Bizauer der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung zu. „Die Böden sind überdüngt und verdichtet“, sagt er, „immer mehr Feuchtgebiete werden trockengelegt.“

„Besetzung“ des Kornmarktplatzes


Von dieser „Behausung“ aus gesehen sind auf der Sichtachse nach außen im Eingangsbereich des Museums drei weitere Skulpturen platziert, so zwei ebenfalls mehrteilige, an architektonische Verbindungsstücke erinnernde Granitformationen sowie im Bereich der Cafeteria eine Würfelskulptur. Auch der Vorplatz des Vorarlberg Museums wird von Großskulpturen des Bizauer Künstlers besetzt. Markant die mehrere Tonnen schwere Säule „Identität“ aus indischem Granit. Diese Arbeit, die bislang vor dem ORF-Funkhaus in Dornbirn gestanden ist, ist 2,8 Meter hoch und hat einen Grundriss von 1,3 mal 1,4 Meter. Auch ein „Findling“ (1988), ein mächtiger Gletscherschliff aus Serpentin vom Großvenediger, ist auf dem Vorplatz auszumachen, sowie eine 30-teilige, modular erweiterbare Säule, ebenfalls aus afrikanischem Granit, direkt neben dem Eingang zum Museum.

Malerei als weitere künstlerische Ausdrucksform

Mit der Malerei hat der Bizauer eine zweite Möglichkeit gefunden, formale und inhaltliche Anliegen künstlerisch zu transportieren. An den Wänden des Atriums hängen rund zwanzig Gemälde, die die „Behausung für bedrohte Pflanzen“ gleichsam umgeben. Auf industriell hergestellten Grobspanplatten trägt der Künstler mehrere Gips- und Acrylschichten auf. Mit Hilfe von Kaltnadel- und Schabwerkzeugen legt Meusburger die unter den Farbschichten liegenden Strukturen partiell frei, indem er je nach Intention und Stimmung das eine oder andere Muster hervorhebt und verstärkt, andere wiederum unterdrückt oder schwächer anklingen lässt. Diese „Einschreibungen“ erinnern an gepresstes Stroh oder Heu und korrespondieren auf diese Weise formal mit der zentralen Ausstellungsarbeit „Leben leben lassen“. Der Künstler scheint sich buchstäblich die Natur ins Bild zu holen.

Handwerk als Ausgangspunkt

Die künstlerischen Anfänge des 65-jährigen Herbert Meusburger aus Bizau liegen in der Holzschnitzkunst und damit im Handwerklichen. Bereits als 15-Jähriger besuchte er die Tiroler Holzbildhauerschule in Elbigenalp. Ab 1980 folgten die ersten Arbeiten in Stein. Seitdem ist Meusburger diesem Material verhaftet. Prägten zunächst Findlinge und Solitäre sein plastisches Schaffen, so rückten ab den 1990-er Jahren zusehends vielteilige Granitformationen in den Vordergrund. Ein Granitblock wird in verschiedene Teile zersägt und neu zusammengefügt, wobei die Oberfläche der einzelnen Elemente unterschiedlich behandelt wird.

Herbert Meusburger
Zeichensetzungen in Stein, Form und Farbe

Vorarlberg Museum, Bregenz: Atrium und am Kornmarktplatz
bis 16.9.2018
Di - So 10 - 18, Do 10 - 20
Führungen: 16.8. und 6.9., 18.30 Uhr
www.vorarlbergmuseum.at