Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Karlheinz Pichler · 11. Feb 2016 · Ausstellung

Schaffen auf und mit Papier – Eine Ausstellung in der Galerie Feurstein thematisiert das Papier als Arbeitsmaterial und Bildträger

Zu was Papier alles tauglich ist, versucht die Galerie Feurstein in ihrer aktuellen Ausstellung „Kunst auf Papier, Kunst aus Papier“ nachzugehen. Den Kern der Ausstellung bilden Exponate von Künstlern der Galerie. Diese werden ergänzt mit Zeichnungen und Objekten aus einer Privatsammlung. Darunter finden sich berühmte Namen wie etwa Sigmar Polke, Sol Lewitt, Gerhard Richter, Fritz Winter oder Tomi Ungerer.

Von all jenen Materialien, die für die künstlerische Produktion eingesetzt werden, stellt Papier vielleicht das universalste dar. Es ist in allen möglichen Beschaffenheiten verfügbar, vom normalen Zeichenpapier, über Pergament und Büttenpapier bis hin zum Transparentpapier und Karton. Es dient als Bildträger für Bunt- und Zeichenstift, für Tusche, Aquarellfarben, Kreide und auch Öl. Oder als Grund für alle möglichen Drucktechniken, von der Radierung, Aquatinta, Heliogravüre, Kupferstich und Lithografie bis zum Siebdruck, Holzschnitt und Prägedruck. Und es kann selber unmittelbar als Gestaltungsmaterial eingesetzt werden, um etwa Papierskulpturen, Faltungsobjekte, Figuren aus Papiermachee oder Collagen anzufertigen. Die Einsatzmöglichkeiten sind unbegrenzt. Dies wird auch, zumindest ansatzweise, in der Schau zu diesem Thema in der Galerie Feurstein ersichtlich.

In der Ausstellung vertreten ist etwa der Italiener Antonio Catelani, der sich immer wieder mit Monochromie, Geometrie und Iteration auseinandersetzt. Von ihm sind zwei Farbquadrate in Preußisch Blau zu sehen, wobei die Farbe unter Einwirkung des Lichtes zu oxydieren beginnt und sich das Blau sukzessive in ein rostiges Rotbraun verwandelt. Vom 1932 in Mannheim geborenen Künstler Peter Dreher wiederum kann man zwei Exponate aus seiner Langzeitserie „Tag um Tag guter Tag“ betrachten. Dreher fertigt seit 1974 jedes Jahr mindestens 50 Arbeiten an, die stets ein leeres Wasserglas auf weißer Tischfläche vor weißem Hintergrund zeigen.

Präsentationstechniken hinterfragen


Die 1966 in Dornbirn geborene Künstlerin Doris Fend ist mit drei Arbeiten bei dieser Schau mit dabei, bei der sich alles um das Papier dreht. Fend beschäftigt sich schon seit Längerem mit der Thematik, was Zeichnung heute abseits vom spontanen Ausdruck in linearer Form denn sein könnte. Sie sieht in den Zeichnungen in erster Linie zweidimensionale Objekte. In ihren Werken spiegelt sich der Diskurs mit Fragestellungen wie Flächenaufteilung, Mehrteiligkeit, Hängekombination oder auch Hängemechanismus. Für die Auseinandersetzung mit den Präsentationsformen der Zeichnung stehen speziell ihre sogenannten „Wall Hangings“. Arbeiten aus dieser Serie sind gelocht, gestanzt, genietet, mit Polyesterschnüren miteinander verknüpft respektive an der Wand fixiert. Aus den Werken spricht darüber hinaus die Reduktion von Form und Farbe. Als wichtigste Umsetzungsinstrumente dienen, neben dem teils sehr dicken Büttenpapier, Grafit- und weiche Bleistifte.

Bei Dirk Salz haben sich die Ideen zu den Zeichnungen auf Papier aus der Malerei herausentwickelt. Seine umfangreichen Serien von Zeichnungen erhalten ihren Antrieb aus seiner Auseinandersetzung und dem prozesshaften Umgang mit Farbe. Seine filigranen Liniensysteme erzeugt er mit Hilfe eines Kartons mit ungleichmäßig ausgefranstem Rand. Wegen dieser Unregelmäßigkeiten ‚springt‘ der Bleistift an manchen Stellen und lässt Lücken im Strich. Diese Prozedur des Linienziehens wiederholt sich unzählige Male. Durch den mechanischen Druck beim Vorbeistreichen mit dem Bleistift verändert sich der Kartonrand allmählich und damit auch die Verlaufsform und die Leerstellen der Linien.

Ganz neue Arbeiten auf Papier sind auch von Manfred Egender sowie Christoph und Markus Getzner zu sehen.

Skulpturale (zweidimensionale) Systeme aus Papier


Was man aus Papier alles gestalten kann, zeigt etwa Werner Haypeter. Er erzeugt „zweidimensionale skulpturale Systeme“, indem er Papier ineinander schichtet und verschachtelt. Er thematisiert damit unter anderem das Verschwinden und Sichtbarmachen von Verhältnissen.

Wachs und Papier kombiniert die in Graubünden geborene Künstlerin Ernestina Abbühl. Inspiriert von der Natur, gibt sie dem Rohstoff Wachs mit ihrer subtilen, klar strukturierten Kunst eine neue Interpretation. Im Rahmen ihrer „WaxArt“ formiert sie aus paraffingetränktem Papier architektonische Körper von klarem und aber auch sinnlichem, in sich ruhendem Ausdruck. Feingegliedertes entsteht bei Abbühl aus dem natürlichen Gegensatz von Chaos und Ordnung.

Von Sigmar Polke wiederum zeigt Galerist Günter Feurstein die ausgefaltet 17 x 500 cm große,  27-seitige Leporello-Arbeit „Desastres und andere bare Wunder“. Dem Leporello, im Offsetdruck auf fast transparentem Spinnenpapier gedruckt, diente als Vorlage eine am 11./12. Mai 1984 in Köln enstandene fünffach vergrößerte Streifenkopie eines Films. Den Film hatte Polke unter Zuhilfenahme von Himbeergeist, Pril und Kaffee bereits 1982 entwickelt.

 

Kunst auf Papier
Kunst aus Papier
Mit Thomas Deyle, Christoph & Markus Getzner, Ernestina Abbühl, Antonio Catelani, Edda Jachens, Dirk Salz, Christian Stock, Elisabeth Vary, Doris Fend.
Gäste: James Brown, Gotthard Graubner, Sol Lewitt, Sigmar Polke, Michael Venezia, Gerhard Richter, Tomi Ungerer, Fritz Winter u.a.

Galerie Feurstein, Feldkich
6.2.-26.3.2016
Vernissage: 6.2., 11-14 Uhr
Di, Mi, Do, Fr 14-18 Uhr, Sa 11-14 Uhr, u.n. Vereinbg.
www.galeriefeurstein.at