Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Karlheinz Pichler · 27. Jun 2015 · Ausstellung

"Nur keine hässliche Kunst" - Hilti Art Foundation: Malerei und Plastik - Von der klassischen Moderne bis zur Gegenwart

Mit der Eröffnung des weißen Ausstellungskubus hat für die Hilti Art Foundation und das Kunstmuseum Liechtenstein, das mit diesem Bau eine markante Erweiterung erfährt, eine neue Ära begonnen. Und Vaduz ist um eine städtebauliche Attraktion reicher. Die erste Ausstellung im neuen Haus gibt einen repräsentativen Einblick in die Schätze der Hilti-Sammlung.

Der auffällige weiße Würfel ist ein Erweiterungsbau zum Kunstmuseum und durch einen Durchgang, der gleichzeitig den Eingang zum Kubus bildet, mit diesem auch architektonisch verbunden. Der vom Basler Büro „Morger Dettli Archtekten“ entworfene Baukörper bildet mit dem Kunstmuseum somit eine Einheit. Sowohl die kubische Form als auch die Konstruktion und das Fassadenmaterial sollen auf die Zusammengehörigkeit der beiden Häuser verweisen, pflegt doch die Kunst-Stiftung von Hilti seit der Gründung vor 15 Jahren eine enge Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum. Wie Architekt Meinrad Morger betont, ging es ihm bei dem Bau um die Realisierung einer „Symphonie von Verbinden und Trennen“, um eine Sensibilisierung des Raumes und um Architektur als räumliche Recherche. Finanziert wurde der Würfel übrigens von der Hilti Art Foundation gemeinsam mit dem Uhren- und Schmuckgeschäft Huber, das ebenfalls in dem Gebäude untergebracht hat. Die Hilti Art Foundation, die Kunststiftung des global agierenden Liechtensteiner Bauzulieferers Hilti, kommt dadurch zu einem eigenen Ausstellungsgebäude.

Drei Etagen, drei Themen


Laut Uwe Wieczorek, der die Sammlung der Hilti Art Foundation betreut und auch die Initialausstellung „Malerei und Plastik – Von der klassischen Moderne bis zur Gegenwart“ im Neubau kuratiert, sind in den vergangenen 25 Jahren derart viele neue Kunstwerke in die Sammlung eingeflossen, dass es an der Zeit geworden sei, dafür ein Gehäuse zu schaffen. Derzeit umfasst die Sammlung der Stiftung rund 200 hochkarätige Kunstwerke. Fünfzig davon, sowohl Gemälde als auch Skulpturen und Plastiken, sind nun erstmals in einer Dauerausstellung zu sehen. Die Präsentation im weißen Würfel dauert bis Anfang Oktober nächsten Jahres.

Da der Kubus in drei Etagen gegliedert ist, hat es sich Kurator Wieczorek zufolge angeboten, diese Ausstellung in drei Themenfelder aufzugliedern. So wird unter dem Titel „Mysterium Mensch“ im Erdgeschoss der Mensch als Individuum in verschiedenen künstlerischen Erscheinungsformen der Zeit von ca. 1910 bis 1970 gezeigt. Zu sehen sind hier Werke von Wilhelm Lehmbruck, Ferdinand Hodler und Raymond Duchamp-Villon über Umberto Boccioni bis hin zu Pablo Picasso, Max Beckmann und Alberto Giacometti.

Im ersten Obergeschoss rückt die Sektion „Experiment und Existenz“ die Epoche der klassischen Moderne anhand repräsentativer Gemälde, Skulpturen und Plastiken der Zeit von ca. 1880 bis 1945, von Georges Seurat bis Wols, ins Zentrum. Werke des Expressionismus, des Kubismus und des Surrealismus werden hier besonders berücksichtigt. Langfristig soll der Bestand von Kunstwerken der klassischen Moderne das zentrale „Standbein“ der Ausstellungen der Hilti Art Foundation darstellen.

Der schönste Ausstellungsraum ist zweifelsohne im lichtdurchfluteten zweiten Obergeschoss zu sehen. Mit der Headline „Immanenz und Transparenz“ überschrieben, werden hier Werke der Kunst ab 1945 bis in die Gegenwart zur Schau gestellt. Beispielhaft veranschaulichen hier wichtige Arbeiten von Kunstschaffenden mit klangvollen Namen wie Josef Albers, Lucio Fontana, Yves Klein, Günther Uecker, Verena Loewensberg, Gottfried Honegger oder Imi Knoebel die enorme Vielfalt der künstlerischen Fragestellungen und Ausdrucksformen der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.

Kein Francis Bacon


Das besondere einer Privatsammlung ist, dass sie im Unterschied zu einer öffentlichen Sammlung, die nach ausgewogenen Sammlungskriterien vorgeht, die individuellen Interessen des Sammlers und seinen ganz persönlichen Zugang widerspiegelt. So erklärt Unternehmer Michael Hilti, dass beispielsweise „hässliche Kunst“ keine Chance habe, in diese Sammlung aufgenommen zu werden. Er werde etwa nie einen Francis Bacon ankaufen,wie er gegenüber KULTUR betonte. Kunst müsse ihn positiv inspirieren. Ankäufe werden demnach gemeinsam und in Absprache mit dem Kurator sowie dem Kunstmuseum getätigt. Wie viel Schweizer Franken budgetmäßig für Ankäufe zur Verfügung stehen, gab Michael Hilti nicht bekannt, aber die Summe soll deutlich höher sein, als das Ankaufsbudget des Kunstmuseums Liechtenstein, das Direktor Friedemann Malsch mit bescheidenen 200.000 Franken beziffert.

Malerei und Plastik – Von der klassischen
Moderne bis zur Gegenwart

Hilti Art Foundation, Vaduz
bis 9. Oktober 2016
Di - So 10 - 17, Do 10 - 20
www.hiltiartfoundation.li