Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Karlheinz Pichler · 26. Feb 2015 · Ausstellung

Neuer KUB-Chef Thomas D. Trummer setzt verstärkt auf internationale Strahlkraft

Zwar tritt Thomas D. Trummer seine neue Stelle als Direktor des Kunsthaus Bregenz (KUB) erst im Mai dieses Jahres an, seine „Ausstellungspremiere“ hatte er aber bereits diese Woche am Mittwoch, als er im KUB-Sammlungsschaufenster im alten Postgebäude an der Bregenzer Seestraße an der Pressekonferenz zur Schau „Per Kirkeby: Skulptur und Architektur“, die ab Freitag öffentlich zugänglich ist, vor den versammelten Medien präsent war.

Der 1967 im steirischen Bruck an der Mur geborene Trummer, der bereits im vergangenen Oktober aus 84 Bewerbungen zur Nachfolge von Yilmaz Dziewior ausgewählt und zum neuen KUB-Chef designiert wurde, erklärte gegenüber den Medien, dass ihm der Begriff „Premiere“ sehr behage. Denn er sei stark durch die Musik, die er ja neben Philosophie und Kunstgeschichte in Graz studiert hat, sowie das Avantgarde Festival „Steirischer Herbst“ sozialisiert worden. Kunst sei etwas Besonderes, deshalb gehöre sie nicht einfach nur gezeigt, sondern „aufgeführt“.

Bereits im Vorfeld sei er gefragt worden, warum er sich ausgerechnet für das KUB entschieden habe. Dies sei für ihn keine gute Frage, denn das Kunsthaus Bregenz zähle doch zu den schönsten und besten Häusern der Welt. Das Zumthor-Gebäude sei etwas ganz Spezielles. Die besten bisher hier ausgestellten Kunstschaffenden hätten sich auf den Bau eingelassen und mit dem markanten Licht und Schatten sowie den Raumempfindungen gespielt.

Funkturm und Weltempfänger


Für Trummer ist das KUB ein Funkturm und Weltempfänger zugleich. Es soll nicht nur international ausgerichtet bleiben, sondern er wolle die Strahlkraft und die Bedeutung des KUB für das internationale Parkett sogar noch stark ausweiten. Trummer, der derzeit noch als Direktor der Kunsthalle Mainz amtet: „Für mich ist das KUB mit seiner exzellenten Architektur eine Bühne für die Besten. Peter Zumthor hat ein Manifest in der Stadt geschaffen. Die Liste der dort gezeigten KünstlerInnen liest sich wie das Who is Who der Gegenwartskunst. Das Gebäude eignet sich für waghalsige Ideen, als Atelier für Prototypen und als Fangnetz für gegen den Strich gebürstete Geschichten. Seine Zukunft liegt im unermüdlichen Update.“

Wie um die Musik als Basis seiner Sozialisierung zusätzlich zu betonen, kündigte der designierte KUB-Direktor bereits an, mit Susan Philipsz eine Künstlerin nach Bregenz zu bringen, die mit a cappella gesungenen Liedern bekannt geworden ist und deren Werk  stark um die menschliche Stimme und die Melancholie als ein bestimmendes Daseinsgefühl kreist. Mit einem Liebeslied nach einer Ballade aus dem 16. Jahrhundert, das sie in drei Versionen singt, hat sie übrigens 2010 den renommierten Turner Prize gewonnen.

Um die Frage, ob er noch weitere Positionen nenne könne, die ihm persönlich nahe stünden, windete sich Trummer allerdings herum, um dann letztlich zu antworten, dass er keinen Künstler oder keine Künstlerin herausheben und bevorzugen wolle. Als ob nicht schon der Verweis auf Philipsz und in der Folge jede weitere Präsentation eines Kunstschaffenden im KUB nicht per se auch eine Bevorzugung wäre.

Die Helle des KUB


Den Aufenthalt Thomas D. Trummers im Ländle nutzend, wurde er auch gleich dazu eingeladen, im Rahmen der vom Land organisierten „Kultur Enquete 2015“ zur Vermessung der Vorarlberger Kulturlandkarte am Donnerstag im Montforthaus Feldkirch ein Kurzreferat zu halten. Da ihm der Einblick in das hiesige Kulturgeschehen noch fehlt, entschied sich der kommende KUB-Verantwortliche, dem Kongress etwas an Dialektik beizusteuern. Er zitierte aus der Vorrede zu Friedrich Nietzsches Zarathustra das dialektische Gleichnis: „Du großes Gestirn! Was wäre ein Glück, wenn du nicht die hättest, welchen du leuchtest!“ und setzte es in Bezug zum Kunsthaus Bregenz. Auch das KUB, der strahlende Kristall, habe diese Nietzsche-Dialektik in sich. Denn das Gebäude sei für sich schön, lebe aber dennoch von seinen Besuchern. Und Trummer weiter: „Die Helle des KUB bringt die Bilder zum Leuchten, und die Bilder wiederum bringen das KUB und die Besucher zum Leuchten.“