Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Karlheinz Pichler · 19. Mär 2015 · Ausstellung

In den Tiefen der Oberfläche – Christine Katscher und Pirmin Hagen in der Bludenzer Galerie allerArt

Nach dem Auftakt mit Amrei Wittwer und André Willimann zum neuen Ausstellungszyklus „Künstlerduos und Künstlerpaare“ sind in der Bludenzer Galerie allerArt aktuell neue Arbeiten von Christine Katscher und Pirmin Hagen zu sehen. Für deren beider Werk spielt die komplexe Wechselwirkung zwischen Mensch und Landschaft eine wesentliche Rolle.

Christine Katscher, Jahrgang 1986, stammt aus Wien, während Pirmin Hagen, Zwillingsbruder von Severin Hagen, der ebenfalls als Künstler tätig ist, 1982 in Dornbirn geboren wurde. Sowohl Katscher also auch Hagen studierten an der Akademie der Bildenden Künste in Wien und beide wirken an dem in Wien erscheinenden Comicmagazin "Franz the lonely Austrionaut", das nach dem einzigen österreichischen Astronauten Franz Viehböck benannt ist und auf künstlerisch anspruchsvoll gezeichnete narrative Bildgeschichten ausgerichtet ist. Zwar sind die beiden ein Paar, aber sie arbeiten, wie sie selber sagen, grundsätzlich neben- und nicht miteinander. Wenngleich es thematische Überscheidungen gibt, etwa in der Beschäftigung mit Oberflächenstrukturen und den Schnittstellen zwischen Mensch und Natur.

Von Katscher sind in Bludenz Arbeiten auf Papier zu sehen, die Wasseroberflächen zum Thema haben. Ausgangspunkt bilden die zwei Lithografien "Water Leith #01" und "Water Leith #02", die im vergangenen Jahr während ihres Aufenthaltes in Schottland entstanden sind. Bei den Drucken handelt es sich um Fotografien einer Wasseroberfläche, die in der Reproduktion mit verschiedenen Techniken wie Offset und Tiefdruck kombiniert werden. Mit der seriellen Abbildung von Oberflächen beschäftigt sich die Künstlerin schon seit Längerem. Katscher: „Die Zeichnungen und Aquarelle nehmen die Struktur der fotografischen Drucke auf, reduzieren sie auf dichte horizontale Linien und versuchen, das Bild wieder aufzubauen.“ Ergänzt werden die Drucke durch Aquarelle und Buntstiftzeichnungen. Die einzelnen Arbeitsschritte, von der Fotografie über den Druck bis zur Zeichnung, bilden eine Prozesskette der fortschreitenden Reduktion, die letztlich in eine strukturelle Übereinstimmung mit nur nuancierten Unterschiedlichkeiten überführt. Durch das Format, die verbundene Art der Hängung und durch die gemeinsame strukturelle Oberfläche stehen diese Papierarbeiten in einer engen Wechselwirkung.

Im Zeichen der Birke


Was bei Katscher das Wasser, ist bei Pirmin Hagen die Birke. Er besetzt mit einer Gruppe von Bleistiftzeichnungen und Aquarellen sowie einer Skulptur, in die drei der Zeichnungen eingebaut sind, eine der Stirn- und eine der Seitenwände der Galerie. Bei der Skulptur handelt es sich um eine Reihe unbehandelter Stämme von kleinen Birken, die horizontal in einem Gerüst aus Eisenprofilen übereinander gestapelt sind und sich solcherart zu einer waagrechten Struktur formieren, die formal mit den Oberflächenlinien der Arbeiten Katschers korrespondieren. Die an die Wand gelehnte Arbeit erinnert formal an ein Regal oder eine Leiter. Die Stämme sind nur an den Enden bearbeitet, damit sie in die Eisenprofile eingepasst werden können. An drei Stellen hat der Künstler Aussparungen aus den Birken gestemmt, um hier Zeichnungen einzuklinken. Wobei es sich um abstrahierte Darstellungen von Birkenrinden handelt. Weitere Zeichnungen respektive Bleistift- und Aquarall-Studien der Birken, die in der Skulptur verarbeitet sind, hängen an der Wand. Auch wenn die Zeichnungen in engem Bezug zur Skulptur stehen, sind die Birkenrindenvorlagen aufgrund der formalen Reduktion kaum mehr erkennbar.

 

Christine Katscher und Pirmin Hagen
Galerie allerArt in der Remise Bludenz
Bis 6.4.2015
Mi-Sa, So u. Fe 15-18
www.allerart-bludenz.at