Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Karlheinz Pichler · 08. Nov 2016 · Ausstellung

Ein „Nichts“, das für Farbe sensibilisiert - Die Feldkircher Galerie Feurstein thematisiert „Farbiges Grau“

Grau auf Weiß gibt sich derzeit die Galerie Feurstein in Feldkirch. Galerist Günter Feurstein hat im Fundus seiner Künstlerschaft nach Werken geschürft, die von der Nichtfarbe „Grau“ geprägt sind und die von ihm vertretenen Positionen um nationale und internationale Beispiele, wie etwa von der amerikanischen Künstlerin Max Cole, ergänzt. Eine Schau, die bislang auf guten Anklang gestoßen ist und deshalb um zehn Tage bis 26.11. verlängert wird.

Der französische Maler Paul Cézanne (1839-1906) hat einmal gesagt, „solange man nicht ein Grau gemalt hat, ist man kein Maler“. Farbsystematisch gesehen gilt Grau als die Nicht-Farbe par excellence. Sie kann allerdings nicht nur durch die Mischung von Schwarz und Weiss, sondern auch von bunten Farben mit ihren Gegenfarben im Farbkreis erzeugt werden. Grau neutralisiert also Farbe und steht daher für einen farblichen Nullpunkt, andererseits ist das konkrete Grau zugleich auch immer etwas ganz anderes als die Abwesenheit von Farbe. Grau ist folglich ein Nichts, das das Auge für Farbe sensibilisiert. Es entzündet Farbe aus dem Nirgendwo heraus.

 

Grau ist alle Theorie ...

 

Aber nicht nur die bildende Kunst, auch der sprachliche Alltag ist geprägt von Redewendungen, die das Wort „grau“ enthalten. So spricht man etwa von einer „grauen Emminenz“, wenn jemand seine Einflüsse unauffällig im Hintergrund ausspielt, oder von einer „grauen Maus“, wenn von einer unauffälligen, schüchternen Person die Rede ist. Auch Dichterzitate mit „grau“ gibt es, zum Beispiel in Goethes Faust: „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, und grün des Lebens goldner Baum.“
Dass das eingangs erwähnte Zitat von Cézanne durchaus seine Richtigkeit hat, kann in der thematischen Ausstellung „Farbiges Grau“ in der Galerie Feurstein gut nachgeüberprüft werden. Galerist Günter Feurstein hat praktisch keine Kunstschaffenden im Repertoire, die sich nicht schon in irgendeiner Form mit der „Nicht“-Farbe „Grau“ beschäftigt hätten. In der Ausstellung wird dies etwa durch Werke der Vorarlberger KünstlerInnen Manfred Egender, Doris Fend, Carmen Pfanner und Karl-Heinz Ströhle sowie durch Beiträge der deutschen Kunstschaffenden Helmut Dirnaichner, Edda Jachens, Thomas Deyle, Rosa M Hessling und Dirk Salz belegt. Ergänzt werden diese von der Galerie vertretenen Positionen durch „Gäste“ wie etwa Markus Strieder (Tirol), Christian Stock (Tirol), Thomas Bohle (V), Otto Reitsperger (A) sowie der 1937 in Kansas geborenen Amerikanerin Max Cole.

 

Abgestufte Grauwerte

Die Gemälde und Zeichnungen von Max Cole zum Beispiel beruhen fast alle auf einem subtilen Schwarz-Weiß-Kontrast und abgestuften Grauwerten. Kräftige horizontale Bänder werden ausbalanciert durch meist kleine, kurze vertikale Striche, die wie in sich strukturierte Bänder das Bild beherrschen.

Oder der abwechselnd in Leipzig und Berlin lebende Österreicher Otto Reitsperger hat wiederum mit „trompe-l’œil“ eine geschlossene Bildserie zur Farbe Grau entwickelt. Eine Art „Farbenfest“ in Grau. In einer Art von sinnlichem Prozess trägt Reitsperger dabei breite Streifen in abwechselnd warm- und kaltgrauen Farbton auf die Leinwand auf. Im noch feuchten Zustand erfolgt dann eine Verwischung der senkrechten Farbstreifen durch waagerechte Pinselbahnen. Durch Überlagerung der konträren Grautöne entsteht eine wellenartige Flächenstruktur. In einem zweiten Schritt, dem Aufbringen der Rahmenformen, liegt dagegen ein rationales Konzept zugrunde. Hierbei entwickelt Reitsperger das Maß und die Form am Computer. Erst in der gekonnten Zusammenführung von sinnlicher Malerei und kalkulierter Form entsteht aus Einzelteilen ein neues Ganzes. Ein Ganzes in Grau.
Dass "Grau" auch bei der Käuferschaft gut angekommt, konnte Galerist Feurstein auch im Rahmen der Messe "Kunst Zürich" vergangene Woche in Oerlikon registrieren, an der er als Aussteller teilnahm. Die grauschwarzen Röntgenaufnahmen, die der Dornbirner Thomas Bohle von seinen Keramikschalen angefertigt hat, fanden an der Messe nicht nur mit Worten Anerkennung, sondern wurden auch gekauft. Eine dieser technisch perfekt umgesetzten Arbeiten ist auch in der Feldkircher Schau vertreten.

 

Farbiges Grau
Thomas Bohle, Max Cole, Manfred Egender, Helmut Dirnaichner, Doris Fend, Edda Jachens, Thomas Deyle, Rosa M Hessling, Otto Reitsperger, Dirk Salz, Markus Strieder, Christian Stock, Carmen Pfanner, Karl-Heinz Ströhle
Galerie Feurstein, Feldkirch
Verlängert bis 26.11.
Di, Mi, Do, Fr 14-18; Sa 11-14 u.n.Vbg.
www.galeriefeurstein.at