Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Karlheinz Pichler · 28. Apr 2016 · Ausstellung

Malerei im Spannungsfeld von Licht, Farbe, Raum und Reflexion – Dirk Salz in der Feldkircher Galerie Feurstein

In den vergangenen beiden Gruppenausstellungen war der 1962 in Bochum geborene Künstler Dirk Salz in der Feldkircher Galerie Feurstein mit kleinformatigen Zeichnungen vertreten, die durch filigrane, horizontale Liniensysteme gekennzeichnet waren. Nun präsentiert Galerist Günter Feurstein den deutschen Kunstschaffenden im Rahmen einer Einzelausstellung, in der neue Gemälde, die an Farbraumobjekte erinnern, im Zentrum stehen.

Die neuen Bildkörper von Dirk Salz bestehen aus pigmentiertem Kunstharz (Resin), das der Künstler in vielen Schichten auf dicke, multiplexe Sperrhozltafeln aufträgt. Mit diesen Farbstücken scheint der Künstler durchaus einer Tradition verhaftet zu sein, die sich von einem Piet Mondrian über Josef Albers bis hin zu einem Ulrich Erben oder Gotthard Graubner zieht.

Bei Salz sind es zumeist vertikale und horizontale Strukturen, die sich an Quadraten, Rechtecken oder Streifenflächen anlehnen und sich im Bildraum manifestieren. Farbflächen, die sich in Helligkeit und Ton kaum unterscheiden, überschneiden und überlappen sich. Die scheinbar klaren Grenzen der Farbfelder zeichnen sich erst nach und nach ab. Die Farbe selbst ist fast körperlich spürbar. Da das Harz extrem spiegelt und den Umraum reflektiert, entsteht der Eindruck, als ob die Bilder industriell gefertigt wären. Nur die seitlichen Rinnsale, zu Tropfen gehärtet, verweisen auf den händischen Schaffensprozess. Die Reflexionen zwingen den Betrachter auch gleichsam dazu, die Bilder zu umgehen, um deren gesamte „Tragweite“ zu erfassen. Ist diese Ebene der Spiegelung durchbrochen, zieht es ihn regelrecht ins Bild hinein. Denn unter der glatt glänzenden Oberfläche suggerieren die Strukturen Transparenz und Tiefe. Der Bildraum erlangt eine fast dreidimensionale Tiefenwirkung.

Die sichtbaren Bedingungen der Bildproduktion


Mit seinen Gemälden will der deutsche Künstler keine konkreten Inhalte vermitteln. Es geht um die objektiven, sichtbaren Bedingungen der Bildproduktion, um die Auslotung von Licht, Farbe, Raum und Material und letztlich um die Möglichkeiten und Grenzen unserer Wahrnehmung. Und in der Art, wie er mit den Farbschichtungen architektonische Bildräume vortäuscht und in Dialog mit der realen Architektur der Bildträger treten lässt, stehen seine Vorgangsweisen auch für Diskurse zwischen faktischen und scheinbaren Eventualitäten.

Auch wenn die Bilder von Salz auf den ersten Blick den Eindruck höchster Präzision und kühler Strenge evozieren, eröffnen sich beim genauen Hinsehen doch Unregelmäßigkeiten in Farbauftrag und Oberfläche oder in der Strenge der Linienführung. „Mit meiner Kunst suche ich das Ideal, das doch nie zu erreichen ist“, konstatiert der deutsche Zeichner und Maler.

Filigranes Liniensystem


Ergänzend zu diesen Farbstücken wartet Dirk Salz auch mit einer Serie klein- und mittelformatiger Zeichnungen auf. Was durchaus passend scheint, haben sich doch die zeichnerischen Ideen des Deutschen direkt aus der Malerei entwickelt. Seine umfangreichen Serien von Zeichnungen erhalten ihren Antrieb aus seiner Auseinandersetzung und dem prozesshaften Umgang mit Farbe. Das technische Vorgehen und formale Grundschema der filigranen Liniensysteme von Salz beschreibt der Kunsthistoriker Peter Lodermeyer in einem Katalogbeitrag: „Dirk Salz zieht horizontale Linien auf kleinformatigen, meist hochrechteckigen, manchmal quadratischen Zeichenpapieren. Zur Linienführung dient ihm nicht etwa ein handelsübliches Lineal, sondern ein Stück Karton mit ungleichmäßig ausgefranstem Rand. Wegen dieser Unregelmäßigkeiten ‚springt‘ der Bleistift an manchen Stellen und lässt Lücken im Strich. Diese Prozedur des Linienziehens wiederholt sich nun vielfach. Durch den mechanischen Druck beim Vorbeistreichen mit dem Bleistift verändert sich der Kartonrand allmählich und damit auch die Verlaufsform und die Leerstellen der Linien. Mit der Veränderung des Drucks und damit der Strichstärke, der Variation der Abstände zwischen den einzelnen Linien und der Versetzung des Hilfskartons nach links oder rechts sind bewusste Gestaltungsmöglichkeiten gegeben.“

 

Dirk Salz: Resin – neue Arbeiten
Galerie Feurstein, Feldkich

Bis 28.5.2016 

Di, Mi, Do, Fr 14-18 Uhr, Sa 11-14 Uhr, u.n. Vereinbarung
www.galeriefeurstein.at