Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Karlheinz Pichler · 05. Jul 2015 · Ausstellung

Die Logiken des Bildlichen – Eric Kressnig und Regina Zachhalmel in der Bludenzer Galerie allerArt

Mit je einer installativen Arbeit sowie mehreren Wandarbeiten bespielen Eric Kressnig und Regina Zachhalmel derzeit den weißen Raum der Galerie allerArt in der Remise Bludenz. Die beiden Kunstschaffenden stellen den neuesten Beitrag in der von Alfred Graf kuratierten Ausstellungsserie über Künstlerpaare und Künstlerduos dar.

Sowohl der 1973 in Klagenfurt geborene Kressnig als auch Zachhalmel, geboren 1963 in St. Pölten, studierten an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Zachhalmel promovierte zusätzlich am Institut für Kunstwissenschaft der Akademie. Die beiden Kunstschaffenden gehen im Rahmen ihrer Projekte zumeist installativ vor, arbeiten aber grundsätzlich eigenständig. Das Verbindende in ihrem Schaffen seien die gemeinsamen Diskussionen über ihre Werke und das installative Denken, bekunden sie. Die Werkschau in der Remise ist erst die zweite gemeinsame Ausstellung des Künstlerpaares.

124-teilige Installation


Bei den Objekten im Raum von Eric Kressnig handelt es sich zumeist um mehrteilige Installationen. Sie kommunizieren entweder über Schrift, die gleichzeitig an der Bruchstelle von Zeichen und Begriff operiert, oder über eine konstante Flächenstruktur, wobei Farbigkeit, Flächenführung und überraschende Materialästhetik auffordern, einen zweiten Blick zu riskieren.

Die 124-teilige Installation „Lover“, die er in der Galerie allerArt aufgebaut hat, zeigt eine raumfüllende Arbeit, die ein speziell entwickeltes Zeichensystem aufweist. „Lover“ umfasst 120 Bildtafeln, davon 60 in positiver und 60 in negativer Form. Das Wort «Lover» wird hierbei in all seinen Möglichkeiten anagrammatisch dekliniert (Lover, Revol, Voler…). Die Grundlage für den Schrifttyp bildet ein Liniennetz. Dieses wurde in unterschiedlichen Räumen am jeweiligen Grundriss vermessen. Mit diesen Proportionen wurden die Abstände in einem Raster bestimmt. Das daraus resultierende Netz bildete in der Folge dann die Grundlage und das Maß für die Erfindung der Buchstaben-Formen. Um dieses hermetische, ortsbezogene System zu öffnen, wurde daraus ein universeller Schriftfont gezeichnet.

Die Materialästhetik schichtverleimter Seekieferplatten/Tannenlatten soll Kressnig zufolge das ursprüngliche Trägermaterial des Tafelbildes sowie die „Heimwerker-Ästhetik“ von „Do it yourself-Bauten“ thematisieren. Ergänzt von zwei Transport- respektive Aufbewahrungskisten samt Deckel wird das Lagerobjekt ebenfalls zu einem Werk und somit Teil des dualen Systems.

Neben „Lover“ zeigt Kressnig mit „Untitled I-III“ auch drei Bildobjekte, die vom körperhaften Aufbau in den Raum greifen und durch malerische Imagination, gestaffelte Farbflächen im charakteristischen Kolorit das Spannungsverhältnis, Bild, Raum und Betrachter thematisieren. Wie die Bauteile von „Lover“ verweisen auch diese Acryl-auf-Leinwand-Serie auf äußerst präzise Herstellprozesse. Ein Holzschnitt-Triptychon, die Netzwerke aus Linien und Flächen ins Bild rücken, runden Kressnigs Beitrag ab.

Pinienwald als Negativbild


Regina Zachhalmel wiederum geht in ihren Arbeiten von Überlegungen zur Bild-Kultur aus, wobei zentrale Kategorien der Malerei wie Motiv, Formprozess, Erscheinungsbild neu verhandelt werden. Die Künstlerin sondiert und recherchiert sowohl in der Kunstwelt als auch im Bereich der Alltagsästhetik. Im Werkblock «trees beyond», den sie im allerArt zeigt, sind Dinge, die der Verstand schon kennt und die bereits in der Kunst als Darstellungsanlass bekannt sind, motivgebend.

Fünf Leinwände im Format 150 x 150 cm hängen wie Tücher an der Wand. Ein Stück Pinienwald ist wie ein Negativbild in schwarz/weiß Manier großformatig auf die Leinwand gemalt, die Rückseite erscheint einfärbig. Der Wald als ein besonderer Ort der Ungewissheit und der Bedrohung einerseits, aber auch der besonderen Schönheit und des Schutzes andererseits ist hier laut Künstlerin als bekanntes Motiv mit Stellvertreterfunktion aufzufassen. Durch Vervielfachung ein- und desselben Sujets, zusätzlich in der Eindrücklichkeit gesteigert, ergibt sich durch die Deformation der Leinwand eine nicht vorhersehbare und kaum planbare Konstellation. Das Bild sucht sich in diesem Fall selbst seine Form. Das Motiv der Landschaft mit Bäumen zerfällt durch den Abstraktionsprozess in Farbfelder, Formen, Linien und Schatten. Denn durch die spezielle Hängung ist es unmöglich, das Bild als geschlossenes Ganzes zu erfahren. Der Blick des Betrachters kann nur einzelne Details wahrnehmen. Im vergleichenden Sehen werden die Unterschiede, die die „Tücher“ jeweils freigeben, evident.

Sichtbares und Verdecktes, das Davor und das Dahinter stehen auch im zweiten Werkzyklus „pas de deux“, mit dem Zachhalmel im allerArt aufwartet, metaphorisch im Zentrum. Über eine Schwarzweiß-Fotografie, die ein Dornengestrüpp zeigt, wird ein Papier gelegt, das an der Rückseite farbig grundiert wurde. Durch Aufschlitzungen und Umstülpungen unterschiedlicher Form werden jeweils partielle Blicke auf die Fotografie und auf die Farbe an der Rückseite des Papiers sichtbar. Das Hauptmotiv bleibt Fragment. Ganz sichtbar wird es nie. Und die Fragemente ändern sich je nach Standort und Blickwinkel des Ausstellungsbesuchers.

Eric Kressnig und Regina Zachhalmel
Galerie allerArt, Remise Bludenz
bis 9. August 2015
Mi bis Sa, So u. Feiertag: 15 - 18 Uhr
www.allerart-bludenz.at