Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Karlheinz Pichler · 30. Sep 2016 · Ausstellung

Die künstlerische Freiheit über allem - Hubert Fritz in der Galerie allerArt Bludenz

Mit einer retrospektiven Übersicht zum Schaffen des ersten akademischen Malers von Bludenz, Hubert Fritz (1914 bis 1976), läutet die Bludenzer Galerie allerArt ihre Herbsaison ein. Den äußeren Anlass zur Ausstellung, einem Kooperationsprojekt mit dem vorarlberg museum, liefert das Faktum, dass sich in diesem Jahr der Todestag von Fritz zum 40. Male gejährt hat. Der Kurator der Ausstellung, der Historiker und Fotograf Dieter Petras, hat zudem ein ausführliches Werkverzeichnis zu diesem Künstler der Alpenstadt erstellt. Insgesamt sind über 1100 Werke darin aufgelistet.

Fritz ist vor allem mit Landschafts- und Stadtansichten sowie Altarbildern in der Region bekannt geworden. Aber auch zahlreiche Wandbilder und Sgraffitis an öffentlichen und privaten Bauten im Vorarlberger Oberland sowie Porträts und Blumenstillleben zeugen von seiner enormen Produktivität. Für seine relativ kurze Lebenszeit hat er ein überaus umfangreiches Oeuvre hinterlassen. Da der Ausstellungsraum in der Remise relativ klein ist, hat sich Kurator Petras für eine „Petersburger Hängung“ entschieden, um möglichst viele Einblicke in das Schaffen des Künstlers bieten zu können. Was durchaus gerechtfertigt ist, geht es doch auch um eine möglichst breite Dokumentation eines Oeuvres, das sich zu 95 Prozent in Privatbesitz befindet und sich wohl über einen langen Zeitraum wieder dem öffentlichen Blick entziehen wird.

Nachimpressionistisch gefärbt

Die Werke von Fritz sind nachexpressionistisch gefärbt und weisen eine unverkennbare Unmittelbarkeit und Authentizität auf. Die Farbe, die vielfach in großzügiger Flächigkeit und ungebrochenen Tönen aufgetragen wird, ist das wichtigste Ausdrucksmittel des akademischen Malers Bludenzer Provenienz. Auch Formverzerrungen, die Überbetonung von Umrisslinien, die Konzentration auf das Wesenhafte und eigenwillige perspektivische Interpretationen können zum Idiom seiner künstlerischen Sprache werden. Fritz verzichtet auf strenge Details zugunsten einer Gesamtwirkung und versucht mit seiner freien Handschrift diejenigen Merkmale einer Landschaft oder Stadtansicht herauszuheben, die am nachhaltigsten auf ihn gewirkt haben.
Manche Motive malte Fritz immer wieder. Anhand solcher thematischer Iterationen, in denen sich Farbe und Ausdruck verändern, wird deutlich, wie stark auch persönliche Empfindungen und innere Zustände Eingang ins Kunstwerk finden.

Gebrauchsgrafik

Ein interessanter Aspekt der Ausstellung sind auch die Beispiele an „Gebrauchsgrafik“. So malte Fritz Werbeplakate für Auftraggeber wie etwa Bludenz Tourismus, die Mustermesse Dornbirn, Sport Walch oder den Milchhof Bludenz. In der Art, wie er hier Landschaft, Mensch und Gegenstand abstrahiert, Schriftelemente markant einsetzt und farblich großflächig arbeitet, lässt den Schluss zu, dass er genau wusste, was hier state of the art war.

Kein leichter Alltag

Im alltäglichen Leben hatte es Hubert Fritz nicht leicht. Während des Zweiten Weltkrieges verlor er an der Eismeerfront beide Unterschenkel. Dies hinderte ihn aber nicht, sich nach seiner Heimkehr für eine Existenz als freier Künstler zu entscheiden. Ein Dachatelier in der Bludenzer Herrengasse wurde sein Werkraum, zwei Prothesen gewährleisteten ihm eine Grundmobilität.

Dass er Talent zum Malen und Zeichnen besaß, erkannte bereits sein Vater, der ein Malergeschäft betrieb. Dieser brachte ihm die ersten Grundkenntnisse in der Malerei bei. Fritz besuchte nach der Pflichtschule die Kunstgewerbeschule in Innsbruck, danach die Meisterschule in Wien sowie die Kunstakademie in München, ehe er dann 1939 zur Wehrmacht eingezogen wurde.

Zeit seines Lebens sah Fritz den Lebenssinn in der Malerei. Dem Künstlerdasein gab er kompromisslos den Vorzug gegenüber einem Dasein in Sicherheit und künstlerischer Unfreiheit. Er war auch überaus belesen, sodass er sein Schaffen innerhalb der Kunstgeschichte durchaus zu verorten wusste. Seine Werke hat er nur ungern verkauft. Zahlreiche öffentliche Aufträge halfen ihm dabei, nicht nur einen wesentlichen Teil seiner künstlerischen Produktion im Eigenbesitz zu behalten, sondern wichtige Werke auch wieder zurückzukaufen.


Akad.  Maler Hubert Fritz

Galerie allerArt in der Remise Bludenz
bis 18.10.2016
Mi-So 15-18
www.allerart-bludenz.at