Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Karlheinz Pichler · 28. Aug 2016 · Ausstellung

Die Gebirgslandschaft als Farbenrausch mit Sogwirkung – Herbert Brandl in der Kunsthalle „Arlberg 1800“

Im Schaffen des 1959 in Graz geborenen Malers Herbert Brandl nimmt die Landschaft seit seinen künstlerischen Anfängen eine zentrale Position ein. In der Ausstellung „Schräg bis Vertikal“ in der höchstgelegenen Kunsthalle des Alpenraumes, der „Arlberg 1800 Contemporary Art and Concert Hall“ in St. Christoph am Arlberg, setzt sich Brandl mit Monotypien und monumentalformatigen Ölbildern vor allem mit dem Thema „Berg“ auseinander.

Das Kuratorenkollektiv „Section.a“ hat die Gebirgslandschaften von Herbert Brandl in St. Christoph dreiteilig inszeniert. In der großen Ausstellungshalle, die von Hausherr Florian Werner aufgrund deren respektabler Raumhöhe von neun Metern auch gern als „Kirche“ oder „Kapelle“ bezeichnet wird, werden drei Werke von Brandl, die bisher nur horizontal ausgestellt werden konnten, entsprechend ihrer eigentlichen Komposition nun erstmals vertikal im Hochformat präsentiert.

Im Zwischenbereich von Abstraktion und Gegenständlichem

Dabei handelt es sich um monumentale Ölgemälde „ohne Titel“, die in den Jahren 2007, 2008 und 2011 entstanden und jeweils 6 Meter hoch und 3,2 Meter breit sind und gemäß dem Kuratorenteam „eine Form von landschaftlicher Innenperspektive darstellen, die sich im Eindruck einer abstrakten, malerischen Struktur aufzulösen scheint.“ In der Literatur wird diese für Brandl typische Art der Malerei als deskriptiv impressionistisch, eruptiv expressionistisch, sensitiv oder destruktiv angelegt beschrieben. Augenscheinlich dabei ist, dass die schon rein durch ihr Format imponierenden Bilder zwischen Abstraktion und motivischer Gegenständlichkeit changieren. An und für sich entgegengesetzte Pole scheinen sich beim steirischen Künstler, der seit vielen Jahren in Schwanberg lebt und in Wien arbeitet, zu einer Symbiose zu verbinden. Abstrakte Farbfeldmalereien und mächtige Gebirgsbilder geben sich ein Stelldichein.

Im Zeichen der Monotypie

Im langgezogenen Foyer, das diese Halle und die technisch alle Stückchen spielende Konzerthalle scharnierhaft verbindet, sind zwanzig auserlesene Blätter der Monotypie-Serie „Föhren“ wie Filmstreifen eng aneinander gehängt und organisiert. Der Künstler hat sich in den vergangenen Jahre immer wieder der Technik der Monotypie zugewandt. Von der hier im Foyer dargebotenen „Föhren“-Auswahl ist jeder Abzug ausschnitthaft strukturiert und jedes Blatt besitzt Unikatcharakter.

Der „Prospect Space“ der Kunsthalle Arlberg 1800 wird von einer gewaltigen Arbeit dominiert. Eine fast zehn Meter lange und drei Meter hohe Leinwand zieht in der unterirdischen Kunsthalle gleichsam ein „Panoramafenster“ auf mit einem unmittelbarem Blick in eine atemberaubende Gebirgslandschaft in Öl. Herbert Brandl inszeniert mit diesem Werk, das er im Jahre 2003 schuf, einen Farbenrausch mit ungeheurer Sogwirkung. Auf der gegenüberliegenden Seite in diesem Raum sind dann noch Beispiele der Monotypie-Werkblockserie „3 Tage 1.7./7.7./12.7.“ aus dem Jahre 2010 zu sehen. Auch hier greift der Künstler das Motiv der Gebirgslandschaft auf und moduliert es seriell durch.

Herbert Brandl, der an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien bei Herbert Tasquil und Peter Weibel studiert hat, nimmt in der aktuellen Malerei auch international eine markante Position ein. Werke von ihm wurden beispielsweise an der Documenta IX in Kassel 1992, der Biennale di Venezia 2007 sowie im Rahmen einer Einzelausstellung in den Hamburger Deichtorhallen 2009 präsentiert. Brandls Frühwerk, das Anfang der 1980er-Jahren einsetzt, ist zunächst den „Neuen Wilden“ und sodann im wiederaufkommenden Neoexpressionismus zu verorten. Seit Beginn der 1990er-Jahre ist eine im Duktus moderatere und im Farbauftrag lasierende Malerei für sein Schaffen charakteristisch. Seit 2004 hat er eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf inne.

Herbert Brandl: „Schräg bis Vertikal“
Arlberg 1800, Hospiz St. Christoph
Bis 23.4.2017
Jeweils freitags bis sonntags und nach Vereinbarung
www.arlberg1800.at