Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Karlheinz Pichler · 04. Feb 2016 · Ausstellung

Das Kontinuum und das Serielle in der Malerei – Kooperationsausstellung mit Traklhaus im Feldkircher Palais Liechtenstein

Mit Gerhard Himmer, Christoph Luger und Johannes Steidl zeigt das Palais Liechtenstein in Feldkirch derzeit drei Positionen, die ganz der Malerei und dem seriellen Schaffen verhaftet sind. Ergänzt werden diese Statements durch textile Objekte und Collagen von Claudia-Maria Luenig.

Insgesamt haben sich 160 Kunstschaffende für die aktuellen Kooperationsausstellungen angeboten, die das Salzburger Traklhaus alle zwei Jahre mit 15 Partnergalerien und Kunsträumen in unterschiedlichen Ländern von Luxemburg bis Slowenien inszeniert. In diesem Jahr markiert das Palais Liechtenstein die erste Station dieses Ausstellungsparcours. Für die Werkauswahl in Feldkirch zeichnet Kurator Arno Egger verantwortlich. Mit Gerhard Himmer, Christoph Luger und Johannes Steidl spannte er drei Kunstschaffende zusammen, die sich in sehr unterschiedlicher Weise mit Malerei auseinandersetzen. Textile Objekte und Collagen der aus Deutschland stammenden Claudia-Maria Luenig ergänzen die Schau.

Nah am Papier


Der in Wien lebende und arbeitende Vorarlberger Künstler Christoph Luger wartet mit Beispielen seiner Serie „XVIII“ auf. Seine Bilder entstehen im Wochenrhythmus. Jede Woche vollendet er eine Arbeit. In der Regel arbeitet er 12 Wochen an einer Serie, manchmal länger. Als Bildträger verwendet er hochwertige Papierbahnen, die er übereinander und an die Wand klebt und am Wochenende von der Wand wieder wie eine Haut ablöst. Die Farben stellt er selber her, wobei er Leim als Bindemittel verwendet. Mit Hilfe der Bahnen und der Farbe erzeugt Luger Farbfeldstrukturen. Die einzelnen Felder werden teils mit gestischen Ausholungen farblich gefüllt, immer wieder unterbrochen und ergänzt durch geometrische und zeichenhafte Einschreibungen. Der Künstler, der auf einer Leiter ganz nah am Papier arbeitet, bezeichnet seine Werke gerne als Porträts oder Landschaften, auch wenn sie mehr oder weniger abstrakt daherkommen. Der pastellene Charakter und das Zeichenhafte verleihen diesen papiergeschichteten „Farblandschaften“ einen poetisch-lyrischen Impetus. Luger zählt mit zum Besten, was die Vorarlberger Malerei derzeit zu bieten hat. Nicht von ungefähr hat ihn die Art Bodensee im vergangenen Jahr groß als „Featured Artist“ präsentiert.

Im Zeichen der Schwerkraft


Die Schwerkraft und die chemischen Reaktionen der Ölfarbe sind die bestimmenden Faktoren der großformatigen Leinwandarbeiten des 1969 in Salzburg geborenen Gerhard Himmer. Der Künstler trägt flüssige Farbe auf und lässt diese vertikal die Leinwand herabrinnen - durch Anziehung und Abstoßung von Rinnsalen und Leinwand entstehende flirrende Kompositionen, die teils an flimmernde Fernsehmonitore erinnern. Himmers Methodik ist zwar nicht gerade neu, aber in seiner speziellen Negativ-Positiv-Anwendung unverwechselbar. Er zitiert auch bewusst das Geschichtliche in der Malerei und setzt sie neu zur Diskussion. In Feldkirch wird Himmer als Akrobat der Farbe präsentiert. Sein gesamtes Werk ist aber viel breiter angelegt. So beschäftigt sich der Salzburger auch intensiv mit Sprache und der Überarbeitung von Fotografien mit sozial- und gesellschaftsrelevanten Bezügen.

Vogelkunde


Johannes Steidl, geboren 1958 in Salzburg und heute in Wien und Chabenet (Frankreich) lebend und arbeitend, exerziert seine großformatigen Farbversuche anhand von Tiermotiven durch. Nach einem Zyklus über Schildkröten hat er zuletzt unter dem Titel „Birdly“ eine Serie von Vogelbildern produziert. Die mit Tempera und Tusche in gestischen Schichten gemalten Hintergründe wirken düster und bedrohlich. Die in denselben dunklen Tönen eingeschriebenen Vögel heben sich fast geisterhaft von diesen Malgründen ab. Die Bilder wirken wie das Grauen am Morgen, aus dem sich nach den ersten leichten Lichteinfällen die ersten Konturen der Welt heraussschälen.

Leibschemen und Gummibandmanöver


In krassem Gegensatz zu den malerischen Formulierungen stehen die Beiträge von Claudia-Maria Luenig. Sie präsentiert Werkbeispiele aus drei Arbeitsreihen. Zu ihren Leibschema-Collagen etwa ließ sich die in Wien lebende deutsche Künstlerin von einem Biologie-Lehrbuch von 1907 inspirieren. In ihnen bricht sich die Beschäftigung Luenigs mit dem menschlichen Körper als Materie, von der äußeren Hülle, der Haut, bis zu den kleinsten Zellen und genetischen Codes. Gestickte Textfragmente ergänzen dabei das Collagierte und Zeichnerische und verbinden sich zu seltsamen Spannungsfeldern. Aus Gummibändern gehäkelte Objekte, die den Körper und seine Grenzen analysieren sollen, stehen daneben wie Schachfiguren freistehend gruppiert im Raum. In einer dritten Serie, "Leibhäuser" genannt, setzt sich Luenig mit den Grenzen und Überschneidungen von Körper, Haut, Leib und Haus auseinander.

 

Gerhard Himmer, Claudia-Maria Luenig, Christoph Luger, Johannes Steidl
Palais Liechtenstein, Feldkirch
Bis 27.2.
Mi-Fr 16-19, Sa u. So 10-13
www.palaisliechtenstein.at