Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Karlheinz Pichler · 28. Jun 2015 · Ausstellung

Architekt Dietmar Eberle eröffnet Skulpturengarten in Lustenau

Dietmar Eberle, einer der bekanntesten und meistbeschäftigten Architekten Vorarlbergs, hat seinem mehrfach ausgezeichneten Lustenauer Bürogebäude "be 2226", das gänzlich ohne Heizung auskommt, nun auch einen Skulpturengarten verpasst. Vergangenen Freitag wurde er in Anwesenheit zahlreicher Gäste mit drei monumentalen Werken von Gottfried Bechtold, Herbert Meusburger und Herbert Schedler offiziell eingeweiht. Im Laufe der Zeit soll er mit weiteren Großplastiken sukzessive ausgebaut werden.

An der Längsfront des Gebäudes steht zur Straße hin eine vielteilige Skulptur aus afrikanischem Granit des Bizauer Bildhauers Herbert Meusburger. Während sich die Arbeiten von Bechtold und Schedler mit Höhen von 4,20 Meter (Schedler) und rund 10 Metern (Bechtold) in der Vertikalen entwickeln, geht Meusburgers Formationen in die Breite. Sein Werk, das formal an architektonisch aneinandergereihte Fensterstürze erinnert, ist gerade mal ein Meter hoch, dafür aber über sieben Meter lang. Dieser Gesteinsverbund stand zuvor mehrere Jahre in einem riesigen Skulpturengarten in Ennetbürgen in der Nähe von Luzern, aus dem ihn Architekt Eberle herausgekauft hat. Obwohl die Skulptur wesentlich älter ist als das Bürogebäude Eberles, erscheint sie wie ein Zitat auf die schartenartig angelegten Fensterfronten des Eberle-Baues. Als ob sie eigens für diese Architektur geplant worden sei. Eberle ist diese formale Koinzidenz wohl ins Auge gefallen und er hat die künstlerische Arbeit Meusburgers  aus diesem Grund erworben. Der Bizauer Künstler knüpft mit dieser Formation auch an das Thema „Trennen und verbinden“ an, das für die meisten seiner bildhauerischen Arbeiten relevant ist. Dabei stehen arbeitstechnisch immer wieder das Stützen und Lasten, Aufrauen und Glätten sowie das Abspalten und Zusammenfügen im Vordergrund. Das nun in Lustenau stehende Granitgefüge verkörpert ein mäander- und zaunartig fortschreitendes architektonisches System aus Stützen und Trägern. Diese sind geometrisch exakt herausgearbeitet und aufgrund ihres modularen Charakters größenmässig beliebig erweiterbar.

Grenzenlose Skulptur


Mit der Unendlichkeit spielt auch Gottfried Bechtold. Seine aus hochglanzpolierter Bronze bestehende Säule ragt auf dem Platz an der Hinterseite des „2226“ in den Himmel. Um etwaigen Kritikern die Luft aus den Segeln zu nehmen, hat er bei der Eröffnung gleich frei heraus erklärt, dass er die Idee zu dieser Skulptur Constantin Brancusi „gestohlen“ habe. Die Arbeit gleicht denn formal auch verblüffend Brancusis „Endless Column“. Den Ausgangspunkt von Bechtolds Werk bildet ein Modul, mit dem er die Geometrie des Kreises thematisiert. Da der Kreis mit der Zahl Pi berechnet wird, die ja unendlich viele Stellen hat, ist der Kreis defacto nie exakt berechenbar. Auf dieses Kreismodul pfropfte Bechtold dann 15 rhomboide Teile auf, um dann mit einem quadratischen Halbmodul den Abschluss der Säule zu setzen. Dieses „halbe Modul“ soll analog zu Brancusis Säule die Unendlichkeit referenzieren. Zudem ist das Quadrat im Gegensatz zum Kreis eine genau errechenbare Größe. Letztlich sei es ihm mit dieser weit in den Himmel stechenden Säulenskulptur darum gegangen, die Diskrepanz der zwei geometrischen Figuren (Kreis und Quadrat) auf eine poetische Art miteinander zu verbinden, ließ der Hörbranzer Künstler wissen.

Der Pharao der Neuzeit


Den 1936 in Andelsbuch geborenen Restaurator und Bildhauer Herbert Schedler hat man bislang vor allem als Gestalter mit Stuck sowie als Hersteller überästhetisierter Plastiken aus Bronze, Epoxyharz und anderen Materialien wahrgenommen, bei denen es ihm um das Spannungsverhältnis zwischen Kraft, Sinnlichkeit und Schönheit ging. Bei der nun auf dem Vorplatz des Eberle-Hauses stehenden Plastik handelt es sich um die erste Großskulptur Schedlers. Sie wurde aus einem acht Millimeter dicken Stahl gefertigt und besteht aus zwei Teilen. Diese sind derart miteinander verschweißt, dass sie von vorne betrachtet eine abstrahierte Figuration beschreiben, die von den Umrissen her an einen ägyptischen Pharao erinnert. Von hinten betrachtet erscheint die Arbeit konstruktiv-abstrakt, als ob zwei vertikal gestellte Rostwannen aneinandergeschweißt wären. Schedler betitelt dieses Werk bezeichnender Weise als „Pharao der Architektur“. Denn die Pharaonen seien als Auftraggeber etwa für die Pyramiden große Bauherren gewesen, und Eberle mit seinem enormen architektonischen Oeuvre so etwas wie ein Pharao der Architektur der Neuzeit.