Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Christina Porod · 05. Aug 2014 · Ausstellung

„In meinem Wälderkleide ...“ – Die Sonderausstellung der Juppenwerkstatt Riefensberg widmet sich der Festtagstracht der Bregenzerwälderinnen zur Felderzeit

In der Juppenwerkstatt in Riefensberg wird nicht nur das traditionelle Wälderkleid – d´Jûppô – hergestellt, das ehemalige Gasthaus Krone ist auch gleichzeitig Kursort und Museum. Zum ersten Mal seit ihrer Entstehung im Jahr 2003 gibt es eine Sonderausstellung zur Juppe selbst. Anlässlich des Jubiläums „175 Jahre Franz Michael Felder“ rückt sie, in Kooperation mit dem Franz-Michael-Felder-Verein, die Festtagstracht zur Felderzeit ins Zentrum und beleuchtet so eine Zeit, in der sich die Bekleidungskultur im Bregenzerwald nachhaltig gewandelt hat.

Bändl, Bleätz, Keadora, Brämôkappô, Schtuchô, Schalk, Eeml, für so manche Nicht-Wälderin sind diese Begriffe fremd. Doch sie sind alle wesentliche Details der Bregenzerwälder Frauentracht.
Mit überliefertem Wissen, historischen Maschinen, nach alten Rezepturen und vor allem mit viel Leidenschaft und Liebe werden bis heute die einzelnen Teile in Handarbeit gefertigt. Nach uraltem Rezept wird stundenlang Leim aus Rindsleder hergestellt. Es wird geglästet, gefältelt, genäht und gestickt. In 170 Arbeitsstunden entsteht mit viel Erfahrung ein Stück nationales Kulturgut.

Die Juppe gilt als eine der ältesten Trachten Europas. Ihre Form geht bereits auf das Frühmittelalter zurück. Der Einfluss der Spanischen Mode führte zur schwarzen Juppe. Erst technische Neuerungen zur Felderzeit verhalfen der Juppe zu ihrem tiefen Schwarz. Die Anilinschwarz-Färbemethode (1863 vom Engländer John Lightfood entwickelt) ersetzte im Laufe der Zeit auch in der Juppenfärberei den Naturfarbstoff aus pulverisierten grünen Walnussschalen und Blauholz.

Dunkler werdende Trachtenlandschaft

Den Titel zur Sonderausstellung haben die beiden Kuratorinnen Martina Mätzler und Maria-Rose Steurer-Lang aus Franz Michael Felders (1839 – 1869) Gedicht „Die Stickerin“ aus dem Jahr 1861 geliehen:

„In meinem Wälderkleide,
So einfach und so schlicht,
Mach' ich dem Liebsten Freude,
Und mehr verlang' ich nicht.“

Als der Schoppernauer Schriftsteller Franz Michael Felder geboren wurde, existierten in der Festtagstracht der Wälderinnen drei Juppenvarianten: die Rot-, die Braun- und die Schwarzmiedertracht. Die Entwicklung seit der Zeit des Biedermeier führte aber zu einer immer dunkler werdenden Trachtenlandschaft. So ist in Felders Todesjahr nur noch die Schwarzmiedertracht übrig geblieben. Bis heute gilt sie als die eleganteste Juppe und wird auch am häufigsten getragen. Der Rotmiedertracht gelang im 20. Jahrhundert der Wiedereinstieg in die Trachtenlandschaft, die Braunmiedertracht hingegen geriet in Vergessenheit.

Gängige Juppenvarianten zur Felder-Zeit


Die Sommerausstellung der Juppenwerkstatt zeigt Juppenvarianten, die zur Zeit von F. M. Felder gängig waren. Zwei davon sind Nachbildungen auf der Grundlage historischer Bildquellen: Zum einen die in Vergessenheit geratene Braunmiedertracht und zum anderen eine Juppe, wie sie die Bildhauerin Katharina Felder im Ausland getragen hat. Die gebürtige Bezauerin kombinierte das Wälderkleid mit weit aufgepufften Ärmeln und anderen Elementen der aktuellen Damenmode des Biedermeier, die sie in deutschen Städten kennengelernt hatte.
Eine weiße Juppe ist als Brauttracht ausgestellt. Die Erfindung aus der Zeit des Historismus, auch Schwedenjuppe genannt, basiert auf der sagenumwobenen Überlieferung von der „Schlacht an der roten Egg“. Am Ende des Dreißigjährigen Krieges soll es wehrhaften Bregenzerwälderinnen in weißen Juppen gelungen sein, einfallende schwedische Marodeure bis auf den letzten Mann zu erschlagen. Diese hätten in den Frauen weiße Engel gesehen und aus Angst Schwäche gezeigt. Seit damals, sagt man, tragen die Wälderinnen dunkle Röcke, da sie es selbst für ein großes göttliches Wunder hielten.

Vermächtnis bewahren


Starre Regeln führten fast zum völligen Verschwinden des historischen Kleides. Noch vor wenigen Jahrzehnten war es undenkbar ohne ausreichend langes Haar für einen Wälderzopf öffentlich in einer Juppe zu erscheinen. Heute spielt die Haarlänge keine Rolle mehr. Auf Tradition jedoch wird weiterhin viel Wert gelegt, wobei kleinere Spielarten erlaubt sind, aber immer mit Blick auf das Vermächtnis. Auch eine Kommerzialisierung der Tracht wäre eine Abkehr an dieses Vermächtnis. Bis heute werden Juppen lediglich an Bregenzerwälderinnen verkauft, ebenso werden Anfragen, beispielsweise von Designern, nach dem begehrten Juppenstoff abgelehnt.

Vergnügungsreise


„Ein Vergnügungsreisender, ich glaube es war ein Münchner, der mit mir dem lange Zuge ganz gleich gekleideter Wälderinnen nachsah, sagte: daß Eine der Anderen gleiche. O ich fand das nicht, aber es fiel mir nicht ein, ihn auf die lieblichste aufmerksam zu machen.“ (F. M. Felder: Aus meinem Leben, Anton E. Schönbach, Hrsg., Wien 1904)

Eine Vergnügungsreise in die Juppenwerkstatt lohnt sich. Wer sich ein wenig Zeit nimmt, wird bei einer Führung sicher auf das Lieblichste aufmerksam gemacht und kann Wunderbares entdecken.

 

d´Jûppô
Letztes Jahr feierte die Juppenwerkstatt ihr 10-Jahres-Jubiläum. Deshalb haben Martina Mätzler und Maria-Rose Steurer-Lang, in Zusammenarbeit mit dem Heimatpflegeverein Bregenzerwald, die Broschüre „d´Jûppô“ herausgegeben.
Sie ist um € 14 erhältlich:
Heimatpflegeverein Bregenzerwald, Richard Bilgeri, 6952 Hittisau, 0664/9650272
Juppenwerkstatt Riefensberg, 05513/8356-15, info@juppenwerkstatt.at
Gemeindeamt Riefensberg, 05513/8356, tourismus@riefensberg.at

„In meinem Wälderkleide ... – Die Juppe in der Felderzeit“
bis 31.10.
Di 10 -12 Uhr
Fr 10 – 12 u. 14 – 16 Uhr
oder nach Vereinbarung: +43 5513 8356-15

Mi, 6. August /Do, 7. August wird wieder geglästet
Fr, 15. August  (Mariä Himmelfahrt) geschlossen
So, 7. September, 2. Bregenzerwälder Trachtentag, ab 11 Uhr
Ariel Lang „Liebe und Tod bei Franz Michael Felder“, Siegfried Amadäus Jud und Karl Schmid, Musik auf historischen Instrumenten, 18 Uhr
Sa, 4. Oktober, Lange Nacht der Museen, ab 18 Uhr

www.juppenwerkstatt.at