Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Karlheinz Pichler · 26. Aug 2016 · Aktuell

Künstler Karl-Heinz Ströhle bei einer Wanderung in der Silvretta verstorben

Der 1957 in Bregenz geborene Zeichner, Maler, Performance-, Objekt- und Medienkünstler Karl Heinz Ströhle ist am 24. August zu einer Bergtour aufgebrochen und auf dem Rückweg von der Heim-Spitze (2.685 Meter), etwa zehn Minuten unterhalb des Gipfels, an einem akuten Herzversagen verstorben. Ströhle weilte als Teilnehmer des im Zweijahresrhythmus von Roland Haas organisierten „SilvrettAteleliers“ im Bergrestaurant Nova Stoba, das erstmals als Ausgangspunkt für dieses Kunstprojekt im Hochgebirge dient.

Ströhle, der seit 30 Jahren in Wien lebt und dort seit 2005 die Klasse „Kunst und kommunikative Praxis“ an der Universität für angewandte Kunst Wien unterrichtet, arbeitete in den letzten Jahren vor allem an freistehenden Stahlfeder-Skulpturen sowie Ölgemälden, deren Motive er aus verformten Federstahlkreisen ableitete. Dabei ging  es ihm unter anderem um die Entwicklung von organischen Formen in Zeit und Raum..

Ströhle schafft seine Objekte, die an runde, durchlässige Behausungen oder Käfige erinnern, aus punktgeschweißten Stahlbändern, die durch Luftstöße oder manuelle Impulse in tänzelnde Schwingungen versetzt werden können. Der Ästhetik-Philosoph Bazon Brock hat diesen Prozess, in dem ein bestehender Zustand temporär aus der Form gerät und dann wieder zurück in die Ursprungsform tendiert, als „Aformation“ bezeichnet. Je nach Stärke der Impulse, erzeugt das vibrierende Objekt unterschiedliche Raumeindrücke, die zwischen Stabilität und Instabilität angesiedelt sind

Diesem Prinzip der „Aformation“, von Deformation und Rückbildung, folgen auch die Wandarbeiten Ströhles. Federstahlkreise werden verformt und die Linien der solcherart entstehenden "gequetschten Kreise" mit Hilfe eines speziellen Druckverfahrens auf die Bildträger aus Baumwolle oder Leinen übertragen. Die aus der Kreisform abgeleiteten Geometrien und Liniensysteme erinnern teils an große Blasen, die sich durch Abstoßung verformen und wieder in die Ursprungszustände zurückdrängen. Oder, so es sich um auf reine Linienstrukturen reduzierte „Quetschungen“ handelt, an vielfach übereinandergelegte Achterbahnen. Die neueren Öl-Bilder auf Baumwolle werden durch zusätzliche formale Elemente wie Abdrücke von Staubstaugerschläuchen oder Gummireifen angereichert, die der Künstler dem Bildträger ebenfalls durch Abklatschtechniken einschreibt.

In den letzten Jahrzehnten hat Karl-Heinz Ströhle zahlreiche Kunstprojekte im öffentlichen Raum realisiert, unter anderem für die Swisslife-Rentenanstalt in München, für Krankenhäuser in Salzburg und Vorarlberg sowie die Passage zwischen Kunsthaus Bregenz und Vorarlberger Landestheater. In den Arbeiten für konkrete öffentliche Räume versuchte er immer, auch die besonderen soziokulturellen und topographischen Bedingungen mit zu berücksichtigen.
Seit 1994 sind zahlreiche Projekte realisiert worden.

Karl-Heinz Ströhle wurde in diesem Jahr auch der renommierte internationale Konstanzer Kunstpreis zuerkannt. Die Überreichung an den Künstler hätte am 2. Oktober stattfinden sollen.