Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Anita Grüneis · 23. Mai 2016 · Aktuell

Heinrich und die „Häutungen“ im Schloss Werdenberg

Heinrich ist mit seiner Länge von einem Meter achtzig eine stattliche Erscheinung. Dass er an der diesjährigen Schlossmediale mit dem Thema „Häutungen“ als Dauergast im Schloss Werdenberg sein durfte, ehrte ihn besonders. Während es draußen die zehn Tage über meistens regnete oder föhnig stürmte, sass er im Dachgeschoß des Schlosses im Trockenen und genoss die Darbietungen.

Mit ihm erlebten insgesamt rund 2.300 Besucherinnen und Besucher das 5-jährige Jubiläum dieses Festivals mit Konzerten, Performances und einer vielfältigen Ausstellung. Das Spektrum reichte von historischen Instrumenten bis hin zu Körperschlagzeugen. Da war das Serpent, jenes historische Instrument, das der französische Jazz- und Alte Musik-Spezialist Michel Godard zu sehr zeitgenössischem Leben erweckte. Er sprach mit ihm, mal monteverdisch, mal godardisch. Ganz anders hingegen das Trio di Clarone mit der Meister-Klarinettistin Sabine Meyer, die das Auftragswerk „Inside out“ der gefragten zeitgenössischen Komponistin Isabel Mundry uraufführte. Soviel Kunst auf Bassetthörnern ist selten zu hören.

Ein Schloss voller indischer Musik

 

Stand diese Musik noch durchaus in der Tradition der europäischen Klassik, so zogen mit dem Konzert „Raga Darshan“ des Sitarvirtuosen Shalil Shankar indische Klänge durch die Räume. Alles klang frisch improvisiert, zart besaitet und doch rassig gewürzt wie die Curry-Gerichte, die es davor im Festzelt gegeben hatte. Die Musik schuf aber auch eine Stimmung der unendlichen Wiederkehr, wie sie vielleicht die knapp 30 Gäste erlebten, die mit dem Schlafsack ausgerüstet im Rahmen von ALPINARIUM_3 der compagnie 29/09 und des theater konstellationen eine ganze Nacht im Schloss verbrachten. Eingehüllt in warme Decken lauschten sie der Toninstallation aus Alpenklängen und dem Seufzen und Knarzen des Dachgebälkes. Und vielleicht ahnten sie die Nähe von Heinrich, der im Nebenzimmer wach lag.

Wandelbare Körpermusik

 

Nicht mit dabei sein konnte Heinrich allerdings beim Gastspiel im benachbarten Liechtensteiner Kunstmuseum. Im Konzert „Hautnah“ wandelte das Publikum durch die eindrucksvoll ausgeleuchteten Räume des Kunstmuseums und erlebte aus nächster Nähe das Singen, Atmen und Flüstern der Stimmkünstlerin Ruth Rosenfeld. Mit dabei die Cellistin Martina Schucan und der Schlagzeuger Christian Hartmann, der nicht nur Schlaginstrumente, sondern auch seinen eigenen Körper bodyperkussionierte.

Heinrich the Boa

 

Aber selbst wenn dieses Konzert im Schloss Werdenberg aufgeführt worden wäre, Heinrich hätte nichts davon gehört, er hätte nur die Schwingungen wahrgenommen. Denn Heinrich, der wahre Häutungs-Spezialist, hat keine Ohren. Er ist eine Boa Constrictor, eine Abgott- oder auch Königsschlange, die vom Schlangenzoo Eschlikon in Werdenberg gastierte. An der nächsten Schlossmediale wird er nicht dabei sein. Das Thema ist noch geheim, das Datum aber nicht. Die Schlossmediale 2017 findet vom 2. bis 11. Juni 2017 statt.